Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

40 Olmützer Punctation. 1850 
der Unionsverfassung vollzogen sei. Zu der Garantie für 
die prcußischen Etappenstraßen erklärte er sich mit Vergnügen 
bereit, begehrte aber, daß sie nicht als Vorwand für eine 
Besetzung des Landes mißbraucht würde. Bis zur Erledigung 
dieser Fragen sei für Osterreich das Einstellen seiner Rüstung 
unmöglich. Als der Fürst dann an demselben Tage das 
Telegramm über die preußische Mobilmachung erhielt, sagte 
er dem russischen Gesandten, nun habe er nicht den geringsten 
Zweifel mehr an der Erhaltung des Friedens, da diese 
Rüstung für Preußen die Brücke zu einem ehrenhaften Rück- 
zug öffne. Er redete, als hätte er der Auseinandersetzung 
des Königs in der Sitzung von 2. November beigewohnt. 
Dieser unerschrockenen Haltung des österreichischen Diplo- 
maten entsprechend, rückte dann auch in Hessen der Fürst von 
Taxis mit gleicher Sicherheit gegen die preußische Stellung 
bei Fulda vor. Am 8. November standen die beiderseitigen 
Vedetten sich gegenüber; Parlamentäre gingen hin und her; 
Gröben verbat sich sehr ernstlich jede weitere Annäherung 
des Gegners. Als dennoch an einer Stelle die bayerische 
Spitze an die preußischen Vorposten herandrängte, gaben 
diese einige Flintenschüsse ab, welche von drüben erwidert 
wurden; fünf österreichische Jäger und ein preußisches Pferd 
wurden verwundet, dann aber weiterer Schaden beiderseits 
durch rasches Einschreiten der Officiere verhindert, welche 
weniger blutdürstig als am grünen Tische die Frankfurter 
Diplomaten waren. In denselben Stunden war der preußische 
Ministerrath gerade beschäftigt, die Entgegnung auf die 
österreichische, eben eingelaufene Depesche zu redigiren. Trotz 
Ladenberg's Präsidium überwog doch immer wieder die Ten- 
denz der größten Friedenssehnsucht. Manteuffel stellte vor,
	        
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