Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1863 Unglückliche Kämpfe der Polen. 519 
und des Londoner Revolutionscomité's, nichts habe wissen 
wollen, besonnenere Patrioten aber zu unterstützen gerne bereit 
sei. So erhob jetzt die Partei einen gewissen Langiewicz aus 
Posen zu ihrem Führer, welcher dann auch im Süden des 
Landes eine ansehnliche Bande zusammenbrachte, seinerseits 
den Titel eines Dictators annahm, und eine Civilregierung 
einsetzte, dadurch aber den Zorn des Nationalcomite's in 
solchem Grade erregte, daß es drei Agenten in sein Lager 
mit dem Auftrag abordnete, den eigenmächtigen Aufrührer zu 
ermorden. Die Sendlinge wurden jedoch entdeckt, verhaftet 
und zum Tode verurtheilt: sie sollten eben gehenkt werden, 
als die Russen am 19. März über das Lager hereinbrachen, 
den Haufen auseinander jagten und Langiewicz zur Flucht 
nach Galizien zwangen. Wenige Tage später erlagen zwei 
andere größere Insurgentenbanden einem gleichen Geschick, so 
daß jetzt an keiner Stelle eine stärkere Streitmacht der Re- 
bellen mehr das Feld behauptete. Bei geordnetem Zusammen- 
wirken der russischen Truppen wäre jetzt die Ruhe bald her- 
zustellen gewesen, zumal die große Masse der Bauern gut 
kaiserlich gesinnt blieb, rebellische Kanzelredner todtschlug, 
meuterische Grundbesitzer der Polizei überlieferte, so daß bei 
einer Abstimmung nach allgemeinem Stimmrecht das polnische 
Volk mit bedeutender Mehrheit den Zaren als Herrscher an- 
erkannt hätte. Allein bei der königlichen Regierung stand es, 
was Einigkeit betraf, nicht besser als bei der revolutionären. 
Der Großfürst und noch entschiedener als er die Groß- 
fürstin, hielten fest zu Wielopolski, welcher trotz des Be- 
lagerungsstandes die Wirksamkeit seiner Civilbehörden aufrecht 
zu erhalten und die militärischen Maaßregeln zu mildern 
suchte. Die Officiere wütheten über das ganze System,
	        
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