Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1863 Österreich tritt den Westmächten bei. 527 
auch bei der Betheuerung blieb, daß er nur im Interesse des 
Friedens handle und keine kriegerische Action gegen Rußland 
mitmachen werde, so ließ sich fortan die Thatsache nicht in 
Abrede stellen, daß Osterreich aus der bisherigen Neutralität 
herausgetreten und Parteigenosse der Westmächte geworden war. 
Die Westmächte beeilten sich, die Kunde ihres Schrittes 
durch die Welt zu verbreiten. Alle Cabinette Europas, unter 
Andern auch die Höfe aller deutschen Staaten, wie sich ver- 
steht mit Ausnahme Preußens, erhielten die Einladung, sich 
den drei Noten anzuschließen, und beinahe hätte sogar der 
Bundestag eine den Polen freundliche Verhondlung erlebt, 
wenn nicht Rechberg sich ebenso kräftig wie Bismarck ein 
solches Schauspiel verbeten hätte. In Paris erwog die 
Regierung, was zu thun sei, wenn Rußland halsstarrig 
bleibe; es war die Rede von einer schwedisch-französischen 
Landung in Kurland, jedoch wurde der Plan zurückgelegt, 
als Bismarck in London erklären ließ, daß Preußen einem 
solchen Unternehmen mit den Waffen entgegentreten würde. 
Ein anderer Gedanke richtete sich auf die Landung von 
60000 Franzosen in Triest, von wo sie dann in Verbindung 
mit einer gleichen Zahl von Osterreichern nach Polen mar- 
schiren würden. Indessen, bei Osterreichs Friedensliebe mußte 
auch dieser Entwurf auf ein künftiges Stadium der Ent- 
wicklung verschoben werden. Desto rühriger arbeiteten die 
Polen-Comités in Paris und London, in Posen und Galizien. 
Trotz aller Grenzsperren schafften sie Freiwillige, Waffen, 
Munition hinüber, brachten bedeutende Geldsendungen zu 
Stande, verbreiteten die Nachricht von Europas Vorgehen in 
alle Theile des Landes. Die Folge war auf der Stelle eine 
neue Ausdehnung des in sich erlöschenden Aufstandes, Ver-
	        
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