552 Der Frankfurter Fürstentag. 1863
König Wilhelm abzufassen, und es ihm selbst nach Baden
zu überbringen. Trotz einer Abmahnung des badischen Groß-
herzogs wurde beschlossen, in dem Schreiben von der bereits
erfolgten Annahme des österreichischen Entwurfs als Grund-
lage der Verhandlungen ausdrücklich Erwähnung zu thun.
Am 19. Vormittag reiste König Johann nach Baden ab;
bis zu seiner Rückkehr wurden die Sitzungen ausgesetzt.
Für König Wilhelm ergaben sich daraus wenig ange-
nehme Stunden. Bei ihm lagen Kopf und Herz in Bezug
auf den Fürstentag im Streit. Es wäre ihm eine wahre
Freude gewesen, dort inmitten seiner fürstlichen Genossen die
Hand an das bedeutende Werk zu legen — hätten nur die
ernsten Gegengründe nicht gar zu schwer überwogen. Dann
kamen die Zweifel, ob er für Preußens Interesse und
Deutschlands Frommen nicht wirksamer an Ort und Stelle,
als aus der Ferne sorgen könne. In München redete zu ihm
die bayerische Königin Marie, in Wildbad seine hochverehrte
Schwägerin, die Königin-Wittwe Elisabeth, in gleichem Sinne,
während Bismarck unabänderlich bei dem Worte blieb, wenn
der König befehle, werde er mit ihm nach Frankfurt, dann
aber nicht mehr als Minister nach Berlin gehen. Bei der
nachklingenden Aufregung der Badecur wurde in diesem
Kampfe der Ansichten der König nervös, und bei der Be-
sprechung mit dem König Johann entschieden unwohl. Er
drückte dem hohen Genossen seine lebhafte Neigung aus, zu
kommen, behielt sich aber nach Darlegung der Gründe vor,
die Entscheidung schriftlich in dem Antwortbriefe an die Ver-
sammlung zu geben. Nachher mit Bismarck berathend, rief
er aus: dreißig Fürsten als Einlader, ein König als Cabinets-
courier, wie kann man da ablehnen? Indessen hielt schließlich,