1863 König .Wilhelm lehnt die Theilnahme ab. 553
wie immer bei ihm, der Kopf das Herz im Zaum. Nach
manchem Zaudern und Widerstreben wurde der ablehnende
Brief geschrieben, gesiegelt und dann von Bismarck den ab-
reisenden Sachsen übergeben. In Bismarck's Innerm kochte
der Zorn über die lange Spannung; als hinter den Sachsen
sich die Thüre geschlossen, zerschlug er einen auf dem Tische
stehenden Teller mit Gläsern: ich mußte etwas zerstören,
sagte er, jetzt habe ich wieder Athem.
In Frankfurt fuhr man unterdessen fort, das Eisen zu
schmieden, so lange es heiß war. Von einer sonst bei solchen
Berathungen üblichen Geschäftsordnung, von erster und zweiter
Lesung, allgemeiner und specieller Verhandlung u. s. w.,
durfte natürlich hier keine Rede sein; es galt, gleich viel
unter welcher Form, so schnell wie möglich zum Ziele zu
kommen. Morgens am 21. August erhielten die Fürsten eine
österreichische Denkschrift, worin der Kaiser aus der Annahme
seines Entwurfs als Basis die Hoffnung folgerte, daß zu
demselben nur solche Verbesserungsanträge eingebracht werden
würden, welche das System des Ganzen nicht alterirten; er
empfahl dann zwölf besonders wichtige Artikel zu schleuniger
Berathung und Beschließung durch die Fürsten, und gab
anheim, die übrigen durch die Minister unter der Maaß-
gabe verhandeln zu lassen, daß, wo über eine Anderung
kein Einverständniß erzielt würde, der Text der Vorlage
gelten sollte.
Als er in der Sitzung des 22. dies Verfahren beantragte,
wurde er sofort von dem Könige von Sachsen und einigen
andern Fürsten unterstützt. Vergebens regte der Großherzog
von Baden das Bedürfniß einer Geschäftsordnung an, und
stellte die Frage, ob hier bindende Mehrheitsbeschlüsse gefaßt