Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1850 Ratification des Vertrags. 65 
die Papiere, das Agio sank, die Aussicht auf ungestörtes 
Wohlleben erquickte die Herzen. Der alte Radetzky, der in 
schwerem Unmuth das Commando übernommen, dankte mit 
warmen Worten dem Kaiser für die Vermeidung des Kampfes 
gegen die guten Kriegskameraden von 1813. Nicht anders 
waren die Gefühle der Generale Heß, Welden, Clam, Schön- 
hals; dem preußischen Gesandten sprachen sie rückhaltlos, 
unter heftigem Tadel von Schwarzenberg's Politik, ihre 
Freude über die glückliche Beseitigung der Kriegsgefahr aus. 
Mit wahrem Grimme erfüllte dagegen die Olmützer Abkunft 
die Diplomaten des Bundestags und die süddeutschen Re- 
gierungen. Freilich war es für jetzt mit den preußischen 
Träumen von 1849 vorbei, und die saubere hessische Exe- 
cution ging ihren Gang: aber im Ubrigen war doch der 
Bundestag ohne alle Höflichkeit auf die Seite geschoben, 
Preußen in ungeschädigter Stärke mit Osterreich vereint, und 
die Mittelstaaten wieder in die zweite Linie zurückgestellt. 
So bestimmt auch Schwarzenberg sie auf eine schöne Zukunft 
verwies, so hart blieb doch für den Augenblick die Ent- 
täuschung nach all den lockenden Bildern einer gründlichen 
Zertrümmerung der hohenzollern'schen Macht. 
Nun aber in Preußen! Wie viele Menschen hatten hier 
eine Ahnung von den Form= und Competenzfragen, deren 
glückliche Erledigung den Sinn des Königs mit Sieges- 
bewußtsein erfüllte. Für sie hatte die Frage sehr einfach so 
gestanden: soll der Bundestag die deutsche Nation, soll Hassen- 
pflug sein kurhessisches Volk, soll der Dänenkönig das deutsche 
Schleswig-Holstein mit Füßen treten dürfen? Sie hatten 
gejubelt, als ihr König — sie wußten so wenig wie das übrige 
Europa, aus welchen Gründen — sich dem Allem widersetzte 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. II. 5
	        
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