Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dritter Jahrgang. 1887. (28)

I#t#slies. (Januar 26.—27.) 361 
Neues hinzufügend, das früher Gemeldete einfach bestätigte. Die Regierung, 
fügte der Minister binzu, habe in die Thätigkeit und Entschlossenheit des 
Generals Gens unbedingtes Vertrauen und versichere nur ihrerseits, daß 
die Besatzung Massauas für Hieden Fall vollkommen genüge. — Derenzis 
nimmt die Erklärungen des Ministers zur Kenntnis und bittet ihn, alle wei- 
teren Nachrichten über die Bewegungen der italienischen Truppen in Afrika 
selbst mitteilen zu wollen. — Robilant erwidert: „Ich fühle mich nicht 
berufen, Bulletins über einen Krieg mit Ras Alula zu veröffentlichen. (Hei- 
terkeit, Beifall.) Offen gestanden, glauben Sie wirklich, daß vier Strolche, 
vie * n Afrika in die Quere kommen, soviel Aufmerksamkeit verdienen? 
eifall.)“ — 
Im Senate erwidert Robilant auf die Anfrage Serafinis 2 Tage 
darauf: Die Lage in Massaua habe nichts Beunruhigendes, die Truppen 
daselbst seien mehr als stark genug, um die barbarischen Horden zurückzu- 
weisen. Das eventuelle Verlangen des Generals Gené nach Verstärkungen 
wäre bereits vorausgesehen gewesen, derselbe dürfte vielleicht einige vorteil- 
hafte Demonstrationen ausführen wollen. Die Verstärkungen seien zum Ab- 
gehen bereit. Der Kriegsminister fügt behufs Berichtigung der unbe- 
gründeten Nachrichten gewisser Journale hinzu, daß für den Augenblick 
1 Bataillon Infanterie, 1 Kompagnie Genie und 2 Gebirgsgeschütze nach 
Massaua abgehen. 
Der Senat nimmt hierauf eine Tagesordnung einstimmig an, welche 
der Regierung das volle Vertrauen ausspricht. 
24.—26. Januar. (Kämpfe in Ostafrika.) Ras Alula, der 
Feldherr des Negus von Abeffinien, rückt mit einem auf 20—30000 
Mann geschätzten Heere gegen die italienischen Stellungen vor Mas- 
saua an. Er greift zuerst den festen Punkt Saati an, wird aber zurück- 
geworfen; am 26. gelingt es ihm aber bei Dogali, drei italienische 
Kompagnien mit 50 Baschibozuks, welche einen Provianttransport nach 
Saati begleiten, nach erbitterter Gegenwehr und unter sehr großen 
eigenen Verlusten fast völlig zu vernichten, nur 90 meist Verwundete 
können sich retten. Die italienischen Verluste betragen 23 Offiziere 
und 407 Mann an Toten, 1 Offizier und 81 Mann an Verwundeten. 
Der erwartete Angriff auf Massaua findet nicht statt. Ras Alula 
rückt nach Asmara ab. 
Die Nachrichten davon treffen in Rom am 1. Februar ein. 
27. Januar. (Oppositioneller Angriff.) Deputierten- 
Kammer: Bei Beratung des Budgets für die öffentlichen 
Arbeiten vereinigen sich die Dissidenten und Pentarchisten den 
Arbeiten-Minister Genala zu stürzen. 
Er wird beschuldigt für beschlossene Eisenbahnbauten, die 2 Milliarden 
kosteten, nur 1 Milliarde ins Budget eingestellt zu haben. Diese Posten 
datieren jedoch noch aus der Verwaltung seines Vorgängers Baccarini; die 
höheren Kosten sollen teils durch Mehreinnahmen gedeckt, teils auf einen 
längeren Zeitraum verteilt werden. Ministerpräsident Depretis stellt die 
Kabinetsfrage. Cairoli, Cri spi und Nikotera erklären gegen das Mini- 
sterium stimmen zu wollen. Mordini und Salaris beantragen ein Ver-
	        
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