Hannover von Preußen besetzt. 33
Platz durch nächtlichen Überfall ohne Blutvergießen ge-
nommen wurde; alle dort befindlichen Waffen und Vorräthe
fielen in preußische Hand. Da General Falckenstein ange-
wiesen war, vor allen Dingen auf die Entwaffnung der han-
nover'schen Armee bedacht zu sein, so ließ er gleich am 19.,
sobald die ersten Truppentheile des Corps Manteuffel in
Hannover angelangt waren, die Division Göben südwärts
in der Richtung auf Göttingen vorgehen.
Der Eindruck, welchen diese Ereignisse in ganz Deutsch-
land machten, war mächtig. Zwar zu kriegerischen Helden-
thaten hatten sie keinen Anlaß geboten, aber ganz durch-
schlagend war der Contrast zwischen der überwältigenden
Energie, Besonnenheit und Raschheit auf der einen, und der
völligen Unentschlossenheit, Hülf= und Wehrlosigkeit auf der
andern Seite. In drei Tagen waren drei Staaten von
Preußen besetzt, deren Landschaften seit 1870 bei einem
deutschen Reichskriege 75000 Mann zu stellen haben und
damals immerhin über 50000 Mann hätten aufbringen
sollen. War auch das sächsische Corps einstweilen in Böhmen
geborgen, so war doch mit dem Besitze des sächsischen Ge-
biets die für Preußen gefährlichste Angriffsposition den
Gegnern entrissen. Von den trefflichen kurhessischen Soldaten
waren etwa 5000 Mann entronnen, die aber jetzt erst von
Bundeswegen mobil und streitfähig gemacht werden mußten.
Alle Hülfsquellen der eingenommenen Länder standen dem
Sieger zu Gebot, und dienten ihm trefflich, die feldmäßige
Ausrüstung der eben erst combinirten Heertheile Manteuffel's
und Beyer's zu vervollständigen. Als unter diesen Um-
ständen Preußen am 16. Juni ein Rundschreiben an die
große Schaar der norddeutschen Kleinstaaten mit der Auf-
v. Sybel, Begrundung d. deutsen Neiches. V.