Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

54 Unterwerfung Norddeutschlands. 
Während Döring's Nachtfahrt erhielt Bismarck Nachts 
um zwei Uhr eine Depesche des Landraths von Mülhausen, 
daß, als er gestern Abend von einem Besuche in Gotha nach 
Mülhausen zurückgekommen sei, er die Stadt in höchster 
Aufregung gefunden habe: die ganze hannover'sche Armee sei, 
Feindseligkeiten verübend, dort durchmarschirti). In Berlin 
konnte man hierauf nur annehmen, daß der Gegner der sich ihm 
jetzt nahenden Umzingelung durch einen Marsch nach Norden 
ausweichen wolle; dies hätte die ganze Basis der Unter- 
handlung geändert, und Bismarck telegraphirte dem Herzog 
von Coburg., daß Döring's Sendung dadurch obsolet ge- 
worden sei, Moltke aber forderte Falckenstein und Flies auf, 
dem Feinde zu folgen und den noch bei Göttingen stehenden 
Manteuffel für einen Zusammenstoß mit den Hannoveranern 
zu verstärken. Als dann am Morgen des 26. Döring in 
Gotha ankam, erfuhr er allerdings sogleich, daß die Nachricht 
des Landraths falsch gewesen, und die Hannoveraner ruhig 
bei Langensalza ständen, so daß er ohne Bedenken seine 
Sendung dorthin antrat. Aber bereits war General Flies 
in Folge des Moltke'schen Befehls im Marsche gegen die 
Hannoveraner, und als ihm eine Meile vor Gotha Oberst- 
lieutenant Rudorff begegnete und um Durchlaß zu seiner 
Berliner Reise bat, erklärte er demselben, die 24 Stunden 
des Waffenstillstandes seien abgelaufen, und er habe Befehl, 
vorzugehen, könne ihn also nicht mehr passiren lassen, gab 
ihm jedoch einen seiner Officiere mit, um dem Könige die 
bevorstehende Ankunft Döring's in Langensalza anzumelden, 
und machte seinerseits mit seinen Truppen Halt, um das 
Ergebniß der Unterhandlung Döring's abzuwarten. 
) In Wahrheit war es nur eine fouragirende Colonne gewesen.
	        
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