292 Preußische innere Politik. Anfang 1868. 1868
schon nach drei Tagen war ihm auf der entgegengesetzten
Seite des Hauses eine noch schwerer wiegende Erfahrung
gleicher Art zu machen bestimmt, wieder bei einer aus der
Annexion Hannovers entsprungenen Frage. Wir haben oben
gesehn, wie trotz der abweichenden Ansicht des Finanzministers
König Wilhelm persönlich den Kurhessen ihren Staatsschatz
gelassen, wie damit ein entsprechendes Begehren der Hannoveraner
unabweislich geworden, wie zugleich aus jeder der annectirten
Provinzen die Vertrauensmänner die Herstellung von Provinzial-
und Kreisständen zu freier Selbstverwaltung ihrer localen
Angelegenheiten beantragt hatten. Die Regierung war darauf
ohne Schwierigkeit eingegangen, allerdings der König und
Bismarck mit lebhafterem Eifer, als der zunächst betheiligte
Minister des Innern, Graf Friedrich Eulenburg. Es erschien
denn ein Gesetzentwurf zunächst für die Provinz Hannover,
worin ihr aus Domanial-Einkünften ein Capital überwiesen
wurde, welches der einzuführenden localen Selbstverwaltung
ein jährliches Einkommen von 550 000 Thalern liefern sollte.
Aber sofort erhob sich zu Bismarck's peinlicher Überraschung
gegen diese, durch die persönliche Einwirkung Sr. Majestät
veranlaßte, Vorlage der heftigste Widerspruch der großen
conservativen Partei, dieses Mal in seltenem Bunde unter-
stützt durch Georg von Vincke's rücksichtslose, mit Witz und
Spott gesättigte Polemik und durch Waldeck's dröhnendes
Begehren, mittelst Zerreißung des unnatürlich zusammen-
geflickten Königreichs das hochmüthige Selbstgefühl der
Hannoveraner mit der Wurzel auszurotten. Das nächste
Thema der Gegner war der Satz, daß die reiche Ausstattung
Hannovers eine schmähliche Verletzung der alten Provinzen
sei. Wir haben, hieß es, seit 1823 eine auf engen Kreis