Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Napoleon und Victor Emanuel. 319 
völlig abweichenden Ansicht bekannt. Napoleon zog seine 
Truppen aus Rom zurück, in dem Vorbehalt, wieder ein- 
zugreifen, sobald Italien an der Lage des Papstes rüttelte. 
Der König hatte versprochen, keine Gewalt gegen den Papst 
zuzulassen, übrigens aber erklärt, alle Rechte Italiens auf 
Rom aufrecht zu halten; dagegen aber hätte Frankreich den 
Grundsatz der Nichtintervention anerkannt und seine Truppen 
auf Nimmerwiederkehr aus Rom abziehn lassen. 
So traute ihm Napoleon nach der Ausführung des 
Vertrags nicht über den Weg. Schon im December 1866 
ließ er ihm ankündigen, es handle sich zwischen den Mächten 
um eine Garantie des päpstlichen Patrimoniums; er forderte 
ihn auf, einer solchen Abrede beizutreten. Der König sagte, 
er werde das Patrimonium nicht antasten, aber niemals einem 
Antrag zustimmen, dessen Inhalt ein Hinderniß gegen die 
Verwirklichung des nationalen Rechtes bilden würde; durch 
den Patriotismus Italiens und die Weisheit des Papstes 
werde sich ein Ausgleich der verschiedenen Ansprüche finden, 
die sich in dem Worte Rom zusammenfassen. 
Im Januar 1867 sandte ihm darauf Napoleon einen 
seiner vertrautesten Officiere, den General Fleury, einen 
rauhen und kriegslustigen Herrn, um mit verstärktem Nachdruck 
den unzweideutigen Verzicht auf Rom, und zwar ausdrücklich 
nach Frankreichs Aufforderung, zu begehren. Der König 
wiederholte seine Erklärung, und das Gespräch steigerte sich 
zu solcher Hitze, daß Fleury mit barscher Drohung von den 
hunderttausend Bajonetten zu reden begann, welche die 
katholischen Mächte für den Papst bereit hielten. Ich werde, 
erwiderte der König, mit der doppelten Zahl Italiens Recht 
beschützen. Napoleon rief darauf den General zurück.
	        
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