1867 Welfische Opposition. 69
Volk sei der Annexion von Anfang an gründlich abgeneigt
gewesen, zunächst weil dort der Rechtssinn und damit die
Anhänglichkeit an die angestammte Dynastie unerschütterlicher
sei als anderwärts, und sodann, höchst charakteristisch für
den kleinstaatlichen Patriotismus, weil eine Großmacht einen
erheblichen Theil ihrer Kräfte zur Sicherung nach Außen
verwenden müsse, deshalb nicht wie ein Kleinstaat alle Mittel
ausschließlich zur Pflege der localen Interessen benutzen könne,
und man ohne Zweifel also besser und behaglicher im Klein-
staat lebe. Und nun vollends, wenn wie hier die Großmacht
ihr Heerwesen zu solcher Masse entwickelt, daß für das Volk
ein unerträglicher Steuerdruck entsteht, und nach Außen eine
solche Rüstung als eine stete Gefährdung des europäischen
Friedens erscheinen muß. Weiter aber wurde der Despotismus
des bisherigen preußischen Säbelregiments über Hannover
dem Abscheu des Hauses Preis gegeben; wir wollen zur
Ehre des edlen Freiherrn hoffen, daß er von der Existenz
der großen welfischen Militärverschwörung nichts wußte, durch
welche die Schärfung jenes Regiments hervorgerufen und
gerechtfertigt wurde 7.
Mit noch größerer Deutlichkeit zeichnete sich ein an-
gesammelter, wahrhaft giftiger Ingrimm gegen Preußens
mächtige Erfolge in der Rede des ultramontanen Herrn
1) Unmittelbar vor dem Schluß der Verhandlung legte noch ein
anderer Hannoveraner, der Bürgermeister Grumbrecht von Stade, das
Zeugniß ab, die Anschauungen des Herrn von Münchhausen lebten nur
in einem Theile der höchsten und einem der niedrigsten Schicht der
Bevölkerung, namentlich in den altwelfischen Bezirken Lüneburg, Kalen-
berg, Göttingen; der von Münchhausen gepriesene Rechtssinn sei durch
die Verfassungsbrüche der beiden letzten Könige stark erschüttert, dadurch
die Annexion vorbereitet und zuletzt durch die unverständige Politik
der Regierung unvermeidlich geworden.