stätigte, um ihn bald nachher vor dem Kaiser zu verklagen, trieb
neue Genossen in die Reihen der Bündischen und den Bund
selber vorwärts auf seiner abschüssigen Bahn. Zwei Beweggründe
vermischten sich seltsam in dieser Erhebung: die zu ihren Jahren
gekommene Kolonie verlangte, wie billig, Selbständigkeit, Befreiung
von einer altersschwachen Staatsgewalt, und das unruhige Volk
sehnte sich nach der meisterlosen Anarchie der Polen. Als nun
auf des Ordens Klage Kaiser Friedrich III. den Bund „von Un—
würden, Unkräften, ab und vernichtet“ erklärte und so der sin-
kende Ritterstaat sich an das Reich anklammerte, das er kalt ver-
gessen hatte in seinem Glücke, da wagte der Trotz der Libertät
den letzten Frevel. Am 4. Februar 1454 unterschrieben Land
und Städte den Absagebrief an den Orden; ein Stadtknecht des
Rates von Thorn überbrachte das Schreiben auf die Meisterburg.
Ihr habt uns für eigen angesprochen, meinten die Bündischen,
und die Natur selbst lehrt jeden die Gewalt abzutreiben, den
Missetäter mit der Faust zu strafen. Die Burg zu Thorn, die
erste, die vor zwei Jahrhunderten der deutsche Eroberer im Heiden-
lande gebaut, ward erstürmt von dem wütenden Pöbel. Auf das
Feuerzeichen von den Thorner Türmen erhob sich das Land, in
wenigen Wochen waren 56 Burgen in des Bundes Händen.
Und schon war der Baisen auf dem Wege nach Krakau, dem
König Kasimir IV. die Herrschaft anzubieten über Preußenland,
„das einst ausgegangen von der Krone Polen“.
Der König kam, und widriger wiederholte sich der Abfall des
Tannenberger Jahres. Selbst einige der deutschen Herren hul-
digten; so gnadenreich war das Privilegium des Polen, das freien
Handel und Teilnahme an der Königswahl in Polen verhieß
und den Baisen zum Statthalter einsetzte. Nun tobt der gräß-
liche Bürgerkrieg: die deutschen Herren wüten wider die „bündi-
schen Hunde“, die „das Eidechsengift“ verderbt, Polen und Bün-
dische wider die geistlichen Zwingherren und die „meineiden Schälke“
in den Städten des Ostens, die nach langem Schwanken sich dem
Orden wieder zuwenden. Jedermanns Hand wider die andere.
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