Full text: Auswahl für das Feld.

als König Andreas von Ungarn wider die heidnischen Kumanen 
der starken Hand des Ordens bedurfte und ihm als Kampfpreis 
Siebenbürgens schönes Burzenland zu Lehen gab. Die Ritter 
kamen, und Hermann bewog den Papst, das ungarische Lehen für 
ein Eigentum St. Petri zu erklären — in jenem Geiste kraft— 
bewußter, rücksichtsloser Selbstsucht, der von da an des Ordens 
Staatskunst erfüllt. Doch der Ungarkönig eilte, die gefährlichen 
Freunde aus dem Lande zu treiben. Noch war das Fehlschlagen 
dieses kecken Anschlags nicht verschmerzt: da erschien bei dem Hoch— 
meister — er verhandelte gerade in Sachen des Kaisers mit den 
Kommunen der Lombardei — die Gesandtschaft eines polnischen 
Kleinfürsten, seine Hilfe erflehend gegen die heidnischen Preußen 
(1226). Und es geschah, daß der Orden seinen großen christlich- 
deutschen Kreuzzug begann, eifrig gefördert von einem Keiser, der 
weder christlichen noch deutschen Sinnes war. So stoßen wir schon 
an seiner Schwelle auf die geheimste Unwahrheit des Ordensstaates: 
sein Werk kriegerischer Heidenbekehrung ward begonnen in Tagen, 
die dem naiven Glauben der alten Zeit bereits entwuchsen. 
Sehr wenig günstige Zeichen fürwahr bot dies dreizehnte Jahr- 
hundert dem Beginne eines Ritterstaates. Uberall im Wertteil 
wankte das alte Rittertum in seinen Fugen. Wieder und wieder 
versagte unser Adel den Dienst zur Romfahrt; er begann bereits 
die romantische Staatskunst seiner großen Kaiser als eine Last zu 
empfinden. Stumm lagen die Hallen der Wartburg, und bald, 
mit dem Aussterben der Babenberger, sollte auch aus Österreich 
der ritterliche Sang entweichen. Noch eine kurze Frist, und in 
der Verwilderung der kaiserlosen Zeit schwanden die letzten Trümmer 
der zierlichen Bildung alter Rittersitte, und teilnahmlos hörte der 
Adel die Frage des welschen Sängers, wie Deutsche leben könnten, 
derweil Konradin ungerächt sei. Auch der feine französische Adel 
war entartet unter den Greueln der Albigenserkriege. Noch ein- 
mal erstand ihm in dem heiligen Ludwig ein glänzender Vertreter 
der alten Zeit, der ein Ritter war und doch ein König; aber als- 
bald eröffnete der kalte Rechner Philipp der Schöne eine rauhere, 
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