Full text: Das Interregnum.

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zunächst in den Schranken nur thatsächlicher Einmischung, so kleidete 
sie sich bereits seit der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts in die 
bestimmtere Form des rechtlichen Anspruchs. Im Jahre 1256 wird 
dieser zum ersten Male unumwunden ausgesprochen; nach König 
Wilhelms Tode verleiht Alexander IV. dem Bischof von Verdun die 
Regalien seiner Kirche, „regalia hujus modi cum imperium vacat ad 
praesens, vice regia auctoritate presentium tibi duximus con- 
cedenda.“!) Wiederholt wird diese Rechtsbehauptung insbesondere 
von Clemens V., der sich geradezu den Rechtsnachfolger des Kaisers 
im Interregnum nennt: 
„Nos tam ex superioritate, quam ad imperium non est dubium 
nos habere, quam ex potestate, in qua vacante imperio Im- 
peratori succedimus.....‘?) 
Am Schärfsten wird dies angebliche Recht des römischen Bischofs 
in dem langjährigen Streite der Kurie mit Ludwig dem Bayern, den 
sie nicht anerkennen wollte, betont3), namentlich von Johann XXII. 
in zahlreichen Briefen und Prozessen verfochten. So heisst es in der 
Dekretale dieses Papstes „Si fratrum“ in den Extravag. Joann. V. cap. 
un. (1317): 
„licet de jure sit liquidum et ab olim fuerit inconcusse ser- 
vatum, quod vacante imperio, sieut et nunc per obitum quondam 
Henriei Romanorum imperatoris vacasse dignoseitur, cum in illo ad 
saecularem judicem nequeat haberi recursus, ad summum Pon- 
tificem.....Imperii praedictijurisdictio, regimen et 
dispositiodevolvuntur, eteaipse durante ipsius vacatione Im- 
perii per se vel alium sive alios exereuisse noseitur in Imperio 
memorato.' ?) 
  
ı) Bornmer, Reg. Alexanders IV. no. 148; vgl. Fıckeß, Forschungen zur 
Reichs- und Rechtsgeschichte Italiens II. S. 458 ff. — Schon Innocenz III. hatte 
behauptet, dass im Interregnum kein weltlicher Richter im Reiche vorhanden sei 
(cap. 10 X. de for. comp. 2, 2). 
2) Vgl. die Bullen vom 14. März 1314: c. 2 Cl. de sent. et re jud. 2, 11; 
RaynaLous, Annal. eccles. a. 1314, $ 2. 
3) S. darüber besonders RıEzLer, Die literarischen Widersacher der Päpste 
zur Zeit Ludwig des Baierns; MüLtLer, Der Kampf Ludwigs des Baiern mit der 
römischen Curie; RıEzLer, Geschichte Baierns ll. S. 348 ff. 
4) Aehnlich. die Briefe Jobanns an den Erzbischof von Salzburg vom I8. Mai1322 
(PREGER, Abhandl. der bayr. Akad. XVI, 2, S. 240), an seinen Legaten Bertrand 
vom 30. November 1322 (ebenda S. 255, RırzLer, Vatikanische Akten no. 318), an 
König Christoph von Dänemark und an die Stadt Köln vom Jahre 1324 (Oberbayr. 
Archiv I. S. 56. 58), an Herzog Rudolph von Sachsen u. s. w. vom 15. Juli 1328 
(Rıeper, Cod. dipl. Brandenb. II. 2, 54), ferner die Prozesse vom 8. Oktober 1323
	        
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