Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

235. Land- und Gartenbau vor dreihundert Jahren. 283 
Der Ruf der Fugger'schen Reichthümer drang bis in das 
ferne Spanien, wo das Sprichwort entstand: „Er ist reich wie 
ein Fugger“, und Kaiser Karl V. soll in gerechtem Stolze auf 
Fugger, als ihm der königliche Schatz z Paris gezeigt wurde, 
ausgerufen haben: „In Augsburg habe ich einen Leinweber, 
der das alles mit Gold bezahlen kann!“ 
235. Land= und Gartenbau vor dreihundert Jahren. 
Im 16. und 17. Jahrhundert erhielt der deutsche Land- 
und Gartenbau durch Einführung einer Menge fremder Frucht- 
und Pflanzenarten eine wesentliche Bereicherung. Zu Anfang 
des 16. Jahrhunderts wurde der asiatische Buchweizen ein- 
geführt. Die Rapskultur brachten Niederländer nach Süd- 
deutschland. Der Anbau des schon zur Zeit Karls des 
Großen bekannten Krapp wurde namentlich in Schlesien 
und Böhmen betrieben; die besonders in Thüringen blühende 
Kultur des Waid aber durch die Einfuhr des Indigo schwer 
beeinträchtigt. Den Mais hatte Columbus 1493 nach 
Europa gebracht; er kam jedoch erst um 1650 (als Wälsch- 
korn) aus Italien nach Süddeutschland. 
Von ungleich größerer Bedeutung war eine andere Gabe 
Amerikas, die Kartoffel, welche in Deutschland gegen das 
Ende des 16. Jahrhunderts bekannt wurde. Ihre Verbreitung. 
als Nährfrucht ging langsam von Statten; denn während 
in einigen Gegenden schon um 1613 Kartoffeln gebaut 
wurden, kamen sie erst um 1640 nach Hessen-Darmstadt, 
Westfalen und Niedersachsen, nach Braunschweig 1647, nach 
Berlin 1650, noch später nach Bamberg (1716), in die 
Pfalz, nach Baden und Schwaben. 
Ein anderes amerikanisches Kraut, der Tabak, soll zuerst 
durch die Soldaten Kaiser Karls V. aus den Niederlanden 
nach Deutschland gebracht worden sein. Man rauchte ihn 
zunächst als Heilkraut, welchem ganz absonderliche medicini- 
sche Kräfte zugeschrieben wurden. Um 1630 wurde in Bayern 
und Thüringen Tabak gebaut, und seine Kultur verbreitete 
sich 1681 nach Brandenburg, 1697 nach Hessen und in 
die Pfalz. « 
In den deutschen Küchengärten wurden am Anfange des 
17. Jahrhunderts gepflanzt: Kohl, märkische Rüben, rothe 
Rüben, Mohrrüben, Rettige, Meerrettig, Kresse, Gurken, 
Kürbisse, Kartoffeln, Petersilie, Sellerie, Erbsen, Salat, 
Zwiebeln, Knoblauch, Wirsing, Tabak, Winterendivien,
	        
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