Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

254. Ludwig I., König von Bayern. 303 
den Ankauf von Kunstschätzen und auf die Erbauung 
eines prachtvollen Museums (der Glyptothek) zur Auf- 
nahme von Meisterwerken der Bildhauerkunst verwenden. 
Mit dem Wahlspruche: „Gerecht und beharrlich!“ 
trat Ludwig I. am 13. Oktober 1825 die Regierung an. 
Als er vor den versammelten Abgeordneten des Reiches 
den Krönungseid ablegte, sprach er: „Dasjenige, was der 
von mir gesprochene Eid — als König an der Stelle 
meines erlauchten Vaters, dessen Andenken mir immer 
theucr sein wird — mir auterlegt, zu erfüllen, habe ich 
den besten Willen und erwarte von der Gnade Gottes. 
dass er mir die Kraft dazu verleihen werde. Schwer ist 
es, nach einem Könige, wie der uns entrissene, zu regieren, 
ihn zu erreichen, unmöglich.“" — 
Seine erste Sorge war, den Staatshaushalt zu ordnen 
und durch weise Sparsamkeit die Abgaben zu vermindern. 
Er selbst ging mit seinem Beispiele voran, vereinfachte 
die Hofhaltung und verwendete das Ersparte zum Besten 
des Landes. Er beförderte mit Liebe die Religion und 
erbaute zu diesem Zwecke prachtvolle Kirchen; er wachte 
mit grolser Sorgfalt über die Erziehungs- und Unter- 
richtsanstalten und pflegte Künste und Wissenschaften. 
Sehr Vieles geschah unter seiner Regierung zur Förderung 
des Ackerbaues, des Handels und der Gewerbe. Die 
Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth, die er erbauen 
liels, war die erste, welche in Deutschland angelegt wurde, 
und was König Ludwig im Cebiete der Kunst ins Dasein 
rief, übertrifft alles, was vor ihm in Bayern, ja man kann 
sagen, in Deutschland geschah. Unter den prachtvollen 
Bauten, die er ausführen liels, nennen wir nur: den 
königlichen Palast, den Wittelsbacher Palast, die Aller- 
heiligenkirche, die Ludwigskirche, die Ruhmeshalle, die 
Feldherrenhalle, das Siegesthor, die Bibliothek, das 
Universitätsgebäude und die neue Pinakothek in München, 
die Walhalla bei Regensburg und die Verschönerungen 
der Dome in Bamberg, Regensburg und Speier. Dabei 
wurden aber auch die Armen und Nothleidenden, die 
von Feuersbrunst und Ueberschwemmung Heimgesuchten 
in keinem Theile des Landes vergessen. 
Im Jahre 1848 entsagte er dem Throne und über- 
gab die Regierung am 20. März seinem Sohne, dem 
Kronprinzen Maximilian. Die königlichen Worte, welche
	        
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