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größer als eine Henne, zeichnet sich, wie alle Tagraubvögel, durch
einen kräftigen Körperbau, einen kurzen, hakig gekrümmten und
am Grunde mit einer Wachshaut überzogenen Oberschnabel.
durch große, scharfe, einwärts gebogene Krallen und ein sehr
scharfes Gesicht aus. Er ist stark, gewandt, scheu, schlau und
kann sehr schnell fliegen. Der Habicht nährt sich, wie seine
größeren Verwandten, von kleinen Säugethieren und Vögeln,
nur mit dem Unterschiede, daß er sich bloß über Hühner, Enten,
Tauben, Hasen, Eichhörnchen wagt, während jene auch Schafe,
Ziegen, Gemsen, ja selbst Kinder angreifen. Seine Beute er-
späht der Habicht hoch in der Luft schwebend und stürzt sich
pfeilschnell auf dieselbe herab. Die Krallen dienen ihm zum
Festhalten und der Schnabel zum Zerreißen seines Opfers.
Die Tagraubvögel werden mit Recht als schädliche Thiere
von den Jägern überall verfolgt. Nicht selten sieht man auf
Dörfern erlegte Hühnerhabichte an Schennenthoren angenagelt.
Nur der braungefärbte Mäuse bussard ist uns durch die massen-
bafte Vertilgung der Kreuzottern und Mäuse sehr nützlich. Die
agraubvögel bauen ihre Nester aus starkem Reisig auf hohe
Felsen oder Bäume und brüten im Bärz und April zwei oder
drei Junge aus. Junge Adler und Falken lassen sich leicht zähmen
und sogar zur Jagd abrichten.
Der Adler ist ein Sinnbild der Macht und Herrschaft; daher
führen manche regierende Geschlechter das Bild desselben in
ihrem Wappen.
65. Der Uhn.
Ein seltsamer Vogel! Seine Lünge beträgt wohl 6 dmi
mit ausgebreiteten Flügeln misst er 1½ m. Gerupft ist er
wenig grölser als ein Rabe; er erscheint aber viel gröfser,
weil er sein lockeres, weiches Gefieder sehr sträuben kann.
Dasselbe ist gelbbraun und hat schwarze Zickzackflecken. Auf
breiten Schultern ruht der dicke, runde Kopf, der fast einem.
Katzenkopfe gleicht. Ueber jeder Ohröffnung erhebt sich ein
Büschel schwarzer Federn, gleich den Obhrmuscheln cines Säuge-
thieres, daher der Name Ohreule, Ohrenkauz. Aus weichen
Federn glotzt ein vorwärts gerichtetes Augenpaar, und der
gelbe Augenstern leuchtet im Dunkeln. Das grelle Augenlicht
blendet den Uhu. Er sieht zwar auch am Tage, aber besser
in der Dämmerung oder in hellen Mondnächten. Fast wie eine
Hakennase ragt der gebogene, etwas kurze, sehr spitzige
Schnabel aus dem runden Gesichte hervor. Die Fülse sind
kurz, bis zu den Zehen befiedert und fast ganz in den Federn
des Unterleibes versteckt. Die Zehen sind mit grofsen, spitzen
Krallen bewaffnet. Drei derselben stehen nach vorne, eine
nach hinten. Aber die äulsere jener drei, eine Wendezche,
kann auch nach Belieben rückwärts gekehrt werden.