moderne synthetische Chemie seit Jahren die
Herstellung eines auf Malaria heilend cin-
wirkenden Mittels vergeblich anstrebt: alle
modernen Antipyreticn, zuerst das Chinolin,
dann Kairin, Antipyrin, Antifebrin, Thallin,
Phenacctin u. s. w., sind an dieser Aufgabe
vollkommen gescheitert.
Die verhältnißmäßige Sellenheit des Wechsel-
siebers in Berlin hat uns bis jetz erst in zwei
Jällen die Möglichkeit gegeben, die Wirksamkeit
des Methylenblau bei ihm nachzuweisen. Da
wir voraussichtlich erst nach längerer geit zu
weiteren therapentischen Versuchen Gelegenheit
haben werden, so halten wir es für zweck-
mäßig, schon jehzt unsere Erfahrungen mitzu-
theilen, um den Aerzten, die ein größeres
Material von Malaria zur Verfügung haben,
die Gelegenheit zur Prüfung und Erweiterung
unserer Angaben zu gewähren.
Es folgen nunmehr die ausführlichen
Krantengeschichten. Sodann fährt der Artilel
weiter fort:
Aus diesen Krankengeschichten geht, wie
jchon oben gesagt, die unleugbare Wirkung des
Methylenblau gegen Wechselfieber hervor.
Zur Anwendung kam das chemisch reine)
Mocthylenblau (das Methylenblau medicinalc)
in der Dosis von 0,1 in Kapseln gehüllt, die
sünf Mal täglich in Zwischenräumen gegeben
wurde. Im ersten Falle betrugen die Zwischen-
räume drei Stunden, im zweiten Falle von
Intermittens ZQuotidianz wurden die fünf
Dosen in einstündlichen Zwischenräumen gegeben
und elwa 10 bis 12 Stunden vor dem zu
erwartenden Fieberansall begonnen. Was die
Zeitdauer dieser Behandlung betrisst, so muß
das Methylenblau in der gleichen Gesammt-
dosis von 0,5 g pro dic mindestens 8 bis
10 Tage nach Verschwinden des Fiebers sort-
gercicht werden, bei ganz schweren Fällen
zweckmäßiger noch etwas länger. Ob die Dosis
von 0,5 8 pro die ohne jede Schädigung noch
erheblich wird überschritten werden können,
werden spätere Versuche entscheiden; wir sind
nur einmal versuchsweise bis aus 0,7 g ge-
stiegen.
Das Methylenblau hat keine unangenehmen
Nebenwirkungen, welche Bedenlen erregen könnten.
Die einzige störende Nebenwirlung, die wir bis
jeUt beobachtet haben, tritt in der Form einer
spastischen Blasenreizung mit vermehrtem Harn-
drang auf. Es gelingt aber leicht, durch Dar-
reichung von gepulverter Muskatunß, etwa
mehrere gehäufte Messerspitzen täglich, diesen
*) Das chemisch reine Methylenblau kann von
Meister, Lucius und Veüning in Höchst a. M.
und von Merk in Darmstadt bezogen werden; der
Preis pro KRilogramm beträgt etwa 40 Mark.
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Beschwerden zu begegnen. Maßgebend für diese
Präventivanwendung der Muskailuuß ist die in
Süddeutschland, zumal in München, vielfach
gebräuchliche Praxis, dysurischen Beschwerden,
wie sie durch den Genuß frischen Bieres her-
vorgerufen werden können, durch den Gebrauch
dieses Gewürzes vorzubeugen. Das ätherische
Muskatuußöl wirkt bei Weitem nicht so sicher,
als die gepulverte Muskatnus. Letztere würde
auch bei Blasenreizung aus verschiedenen krank=
haften Ursachen zu versuchen sein.
Ferner beobachtet man nah Methylenblau
eine Vermehrung der täglichen Harnmengec.
Eiweiß haben wir in solchen Harnen nie
konstatiren können, möchten jedoch rathen, in
der ersten Zeit diesem Punkte fortlaufende
Beobachtung zu schenken. Der Harn ist selbst-
verständlich bei Methylenblaugebrauch intensiv
blau gefärbt. Die Darmentlecrungen enthalten
das Methylenblau in reduzirter Form, sie
werden daher sofort blau nach Zutritt der Luft.
Ob die Methylenblaubehandlung des Wechsel-
fiebers vor Rezidiven der Krankheit, dic auch
bei der Chininbehandlung öfters auftreten,
schützen wird, sind wir heule noch nicht in der
Lage zu beurtheilen. Ebenso wird erst die Zu-
kunft die so wichtige F Frage entscheiden müssen,
ob bei den tropischen Formen der Malarig,
die dem Chinin so vielfach trotzen, eine Kom-
bination der Chininbehandlung mit Methylen=
blaubehandlung Heilung herbeigeführt.
Poriugiesische Gesellschaften zur dDerwaltung und
Ausbentung der provinz Mozambiquc.
Durch Delrei vom 30. Juli d. J. (ver
ösjentlicht im „Diario do Gorerno- bvom
7. v. M.) ist der unter dem 8. März d. J.
konstitnirten „Companhia de Moçambiljue"
die Konzession zur Verwaltung und Ausben-
lung von ausgedehnten Gebieten nördlich des
Sabe Flusses übertragen worden: diese Gebiete
werden begrenzt im Norden und Nordwesten
durch den Lauf des Zambese von seiner am
weitesten südlich gelegenen Mündung an und
die gegenwärtige Grenze des Distrikts von Teic,
im Westen durch die Binnengrenze der Provinz,
im Süden durch den Flußlauf des Sabe bis
zu seiner südlichsten Mündung, im Osten durch
den Occan.
Die wichtigsten
zession sind solgende.
Die Gesellschaft ist ausschließlich berechtigt,
in dem bezeichneten Gebiete Kontrakte, Kon-
ventionen oder Verträge über Land, Minen-,
Feldkonzessionen oder die Anlage von Eisen-
Bestimmungen der Kou-