8 I. Die Zeit des Heidentums.
gebung des Altars war eingehegt und durch Wächter geschützt, die zu-
gleich die weißen Pferde hüteten, welche als Opfer bestimmt waren.
Auch Kriegsgefangene wurden hier den Göttern dargebracht und ihre
Köpfe, gleich denen der Opfertiere, an die Bäume um den Altar ge-
nagelt. War die Gemeinde versammelt, so wurde das Feuer auf dem
Altare angezündet, vom Priester das Opfertier geschlachtet, ein Teil
des Fleisches verbrannt und das andere verzehrt. Die ganze Nacht
wurde dann im Dienste der Götter und beim Schmause zugebracht.
In der Nähe des Altars ließ sich darum auch der alte, müde Kämpfer
am liebsten zur Ruhe betten. Ein Scheiterhaufen verzehrte seine
sterbliche Hülle, eine Urne nahm die Asche auf, ein Erdhügel deckte sie
und wurde zum Hünengrabe, das Jahrhunderte hindurch Kunde von
dem verstorbenen Helden gab.
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7. Der Heerbann und das Grfolge.
1. Die stete Kriegsgefahr und der Andrang mächtiger Nachbarn
zwangen unsere Väter, sich immer enger aneinander zu schließen.
Auf diese Weise entstanden aus benachbarten und ftammesverwandten
Gaugenofsenschaften allmählich größere Bündnisse, die man als Völker-
schaften bezeichnete. Jede Völkerschaft bildete in Kriegszeiten ein ein-
heitliches Heer. Unfreie und Hörige, Schwächlinge und solche Freie,
die durch schmähliche Handlungen ehrlos geworden waren, gehörten
nicht zum Heere. Die Gesamtheit der Krieger bildete den Heerbann.
Jeder trug die Kleider und Waffen, die er auch sonst zu tragen
pflegte.
2. Drohte dem Volke Gefahr, oder sollte ein Zug in Feindes
Land unternommen werden, so wurde zu den Waffen gerufen. Ein
Bote trug den Heerpfeil als Zeichen des Aufgebots von Hof zu
Hof. Die Gaugenossen sammelten sich auf ihrer Mahlstatt und
trafen dann mit den Kriegern der andern Gaue an einer bestimmten.
Stelle zusammen. Hier wurde aus der Reihe der angesehensten
Edelinge der Führer erwählt und als Herzog auf den Schild erhoben.
Bedeutete der Zug eine förmliche Auswanderung, so begleiteten auch
Weiber und Kinder das Heer.
3. Ging es zur Schlacht, so stellte jeder Gau eine auserlefene
Schar von Fußgängern und Reitern in das Vordertreffen. Plotzlich
ertönt Schildgesang und Kriegsgeschrei. Die Reiter stürmen vor, mit
ihnen die auserlesenen Fußgänger, die sich an die Mähnen der Pferde
hängen. Das Hauptheer rückt in ungestümem Angriffe nach.
Nervige Arme werfen die Speere oder schwingen die scharfgeschliffenen
Streitärte, Messer und Keulen. Die noch behörnte Schädelhaut eines
Auerochsen dient dem Kämpfer als Helm und läßt ihn noch schrecklicher
erscheinen. So dringt er in des Feindes Reihen. Mann kämpft gegen
Mann. Hinter der Schlachtreihe, in der Wagenburg, harren die
Frauen und Kinder, feuern die Kämpfenden durch laute Zurufe an,