IV. Die Zeit des Verfalls der Kaisermacht. 51
und Friedrich nicht nur Vettern, sondern auch Jugendfreunde waren,
so wollte doch keiner nachgeben. Es entbrannte ein achtjähriger Streit
um die Kaiserkrone, der viel Unheil über Bayern brachte. Erst im
Jahre 1322 kam es bei Ampfing und Mühldorf am Inn zu einer
großen Schlacht, in welcher Ludwig fiegte. Friedrich der Schöne wurde
efangen genommen und auf die Burg Trausnitz gebracht. Doch
Koimte sich Ludwig des Sieges nicht erfreuen, da Leopold, Friedrichs
Beide leßen sich krönen, beide nannten sich Kaiser. Obwohl Ludwig
Bruder, den Kampf fortsetzte und auch der Papst gegen Ludwig war.
Da versöhnte sich Ludwig mit dem gefangenen Gegner auf der Traunsnitz;
sie feierten gemeinsam das Abendmahl und tauschten den Friedenskuß.
Friedrich verzichtete auf die Krone und versprach auch, seinen Bruder
Leopold zum Frieden zu bewegen. Sollte letzteres ihm nicht gelingen,
so beschwor er, bis zum Sonnenwendtage wieder auf die Trausnitz
zurückzukehren. Voll guter Hoffnung reiste Friedrich in die Heimat.
Doch der erbitterte Leopold war nicht zum Frieden geneigt. Seines
Versprechens eingedenk, kehrte Friedrich zurück. In München empfing
ihn Ludwig. Die einstigen Gegner schlossen nun einen innigen Freund-
schaftsbund; gemeinsam wollten sie das Reich regieren; Glück und Un-
glück wollten sie teilen; Brüder wollten sie sein und heißen. Nach
Leopolds Tode ward auch endlich völliger Friede im Reiche.
3. Kaiser Ludwig war stets für das Wohl seines Landes be-
sorgt. Durch die vielen Feldzüge hatte aber Bayern zu leiden; des-
halb mußten Notsteuern ausgeschrieben werden; dazu vernichteten Heu-
schreckenschwärme 1338 die Erute, und fünf Jahre später war in
Niederbayern eine große Hungersnot. Das waren alles Ereignisse, die
gar oftmals Ludwigs guten Willen nicht zur That gelangen ließen.
Die Städte und der Handel hatten an Ludwig einen besondern Freund
und Förderer. Den damals ausbrechenden Judenverfolgungen trat er
streng entgegen. Er erbaute auch Straßen und Brücken und ließ an
den reißenden Flüssen Schutzbauten anbringen. Für sein Stammland
gab er drei Gesetzwerke heraus, in welchen das Gerichtswesen besser
geordnet und der gerichtliche Zweikampf beschränkt wurden; jede Partei
mußte jetzt einen Fürsprech (Anwalt) haben; die Strafen waren Geld-
und Leibesstrafen. Ludmig erbaute auch viele Kirchen und stiftete
mehrere Klöster, z. B. Ettal.
4. Um dem Streite in der eigenen Familie ein Ende zu machen,
schloß Kaiser Ludwig der Bayer mit den Söhnen seines verstorbenen
Bruders Rudolf einen Hausvertrag ab, nach welchem Bayern wieder
geteilt wurde: Rudolfs Söhne erhielten die Pfalz und Teile der
Oberpfalz, Ludwig behielt Oberbayern, wozu er später noch Nieder-
bahern erbte. Um die Familienhande nicht ganz zu zerreißen,
wurde noch die Bestimmung getroffen, daß die Kurwürde zwischen
beiden Linien wechseln sollte; sterde eine Linie aus, so solle die
andere sie beerben. Vom Hausvertrag zu Pavia an blieb die Pfalz
fast 500 Jahre von Altbayern getrennt. Für den Verlust der Pfalz
entschädigte sich Ludwig durch Erwerbung anderer Länder, wie Branden-
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