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mordung des Erzherzogs Franz Ferdinand stattfand. Wie uns mit—
geteilt wird, ist die Konvention nicht nur defensiv, sondern sie sieht auch
die Landung der Engländer in Holland vor. Kraft der Konventign
tritt die russische baltische Flotte im Kriege unter das Kommando des
Kommandanten der englischen Geschwader, deren Aufenthalt in Nor-
wegen vorgesehen ist, damit sie gestützt auf die freundschaftliche Neutralität
Dänemarks sofort nach Eröffnung der militärischen Operationen oder,
genauer gesagt, vor diesen, in den baltischen Gewässern erscheinen und
gemeinsam mit der russischen Flotte unsere vorläufig noch ungeschützten
Ufer schützen. Selten waren wir in der Lage, die russische Regierung zu
einem Erfolge zu beglückwünschen. Das ungeheure, erstklassige Verdienst
gebührt dem Botschafter Benckendorff, dessen Autorität und Popularität
in England und Rußland der Entente diesen unvergleichlichen Erfolg
eintrugen. Jetzt können wir, gestützt auf die englische Flotte und unsere
endlich vollkommen bereite Armee das Ende jener Politik von Berlin
fordern, die unvereinbar sowohl mit unserer Würde als auch mit unserer
internationalen Geltung ist.
Die „Wiener Allgemeine Zeitung" bemerkt dazu: Die Ausführungen
Brjancaninows, der erklärt, kein Dementi zu fürchten, sind wohl ge-
eignet, nicht bloß die englische Politik in die richtige Beleuchtung zu
rücken, sondern auch den Neutralen, um deren Seele jetzt von der
Tripleentente so eifrig gekämpft wird, die Augen zu öffnen. (Kreuz-
Zeitung, 11. Oktober.)
„Scharnhorst“ und „Gneisenau“ vor Papeete.
W.T. B. Bordeaux, 9. Oktober. Marineminister Augagneur
erhielt von dem Gouverneur des französischen Ozeanien die Bestätigung
der Nachricht von der Beschießung Papeetes durch die deutschen Kreuzer
„Scharnhorst“ und „GEneisenau“". Die Ortsbehörden hatten, um die Ver-
proviantierung des Feindes zu verhindern, die Kohlenvorräte verbrannt
und durch verschiedene Maßnahmen die Einfahrt der Kreuzer in den
Hafen unmöglich gemacht. Die Deutschen konnten nur das vorher ent-
waffnete Kanonenboot „Zelee“ versenken. Sie gaben 150 Schüsse auf
die Stadt ab, wodurch das Handelsviertel in Brand geriet. Es wurde
aber nur Materialschaden angerichtet.
Siege in Ost und West.
Großes Hauptquartier, 11. Oktober, abends. (W.T. B.)
(Amtlich.)
Westlich Lille ist von unserer Kavallerie am 10. Oktober eine fran-
zösische Kavalleriedivision völlig, bei Hazebrouk eine andere französische
Kapvalleriedivision unter schweren Verlusten geschlagen worden.
Die Kämpfe in der Front führten im Westen bisher zu keiner Ent-
scheidung.
Ueber die Siegesbeute von Antwerpen können noch keine Mitteilun-
gen gemacht werden, da die Unterlagen erklärlicherweise noch fehlen.
Auch über die Anzahl von Gefangenen, über den Uebertritt englischer
und belgischer Truppen nach Holland liegt kein abschließendes Urteil vor.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz wurden im Norden alle Angriffe
der ersten und zehnten russischen Armee gegen die ostpreußischen Armeen