Full text: Ereignisse und Gestalten 1878-1918

Mag man sich nun zu Bismarcks Russenpolteik stellen wie man 
wlll, das eine muß gesagt werden, nämlich, daß der Fürst es trotz 
dem Berliner Kongresse und der Annäherung Frankreichs an Ruß- 
land verstanden hat, Relbungen ernster Art zu vermeiden. Das be- 
deutet vom Berliner Kongreß ab gerechnet ein überlegenes diplomattsches 
und staatsmännisches Sptel über 12 Jahre (1878—1800). Man 
wlrd auch hervorheben müssen, daß es ein deutscher Staatsmann 
war, der 1878 einen allgemeinen Krieg verhinderte und dafür sogar 
dle Bezkehungen Deutschlands zu Rußland schwächte im berechtigten 
Bertrauen darauf, daß es seiner gentalen zielstcheren Staatskunst 
gelingen würde, sie nach Uberwindung der allgemeinen Krisig wieder 
zu stärken oder wenigstens Konflikte zu vermelden. Das ist ihm 
12 Jahre lang und seinen Nachfolgern am Staatsruder weitere 
24 Jahre gelungen. — 
Von der Parteipolttik habe ich als Prinz mich absichtlich fern 
gehalten und mich ganz auf melnen Dienst in den verschiedenen 
Waffen, denen sch zugeteilt wurde, konzentriert. Dieser gewährte 
mir Befriedligung und füllte mein Leben aus. Deshalb ging ich 
als Prinz von Preußen allen Bemühungen aus dem Wege, mich 
in das polftische Parteigetriebe zu zerren. Häufig genug wurde es 
vbersucht, mich unter dem Deckmantel harmloser Veranstaltungen, 
Tees u. dgl. für polktische Zirkel oder für Wahlzwecke einzufangen. 
Ich habe mich immer zurückgehalten. 
Der Verlauf der tückischen Krankhekt, die den Katser Friedrich III. 
dahinraffte, war mir von deutschen Arztken, die als Experten von 
Qir Morell Mackenzle, dem englischen Arzt, hinzugezogen worden 
waren, ganz offen vorausgesagt worden. Metin tiefer Schmerz und 
Kummer waren um so größer, als es mir fast unmöglich war, 
melnen heißgeliebten Bater allein zu sprechen. Er wurde von den 
englischen Arzten wie ein Gefangener bewacht, und, während Ne- 
porter aus allen Ländern vom Arztezlmmer aus den armen Kranken 
  
* naiser ##llhelm II. 17
	        
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