2 WVILHELM DER SIEGREICIIE
Friedrich Wilhelm abschlägig beschieden worden.
Napoleon bestand auf seiner Forderung,' die Hälfte
der preußischen Provinzen. „Ich begreife gar
nicht,“ hatte er noch hinzugefügt, „wie der König
5 von Preußen sich mit mir in einen Krieg einlassen
konnte.“
„Sire,“ hatte Königin Luise' einfach geantwortet,
„den Nachkommen Friedrichs des Großen war es
wohl erlaubt, sich über ihre Kräfte zu täuschen.“
10 Wenn nun auch über das Unglück des Vater-
landes noch tiefe Trauer herrschte, so war dennoch
der heutige Tag ein Freudentag. Denn das preu-
ßische Volk hing seinem Königshause' mit inniger
Liebe an und war glücklich, den Landesvater und
15 seine Familie wieder in ihre Residenz einziehen zu
sehen.
Punkt 12 Uhr mittags begannen sämtliche Glocken
zu läuten, und Kanonenschläge erschütterten die Luft,
während gleichzeitig der Ruf: „Sie kommen, sie
20 kommen,“ sich von Mund zu Mund pflanzte.
Die Gesichter der auf der Landstraße nach
Weißensee versammelten Zuschauer wandten sich in
der Richtung nach diesem Dorfe, und die vier grün-
röckigen Gendarmen, welche den Zug eröffneten,
25 wurden mit dem den Berlinern eignen Humor
begrüßt. Dann aber wandten sich aller Augen’ dem
König zu. Friedrich Wilhelm ritt voran, langsam,
in ernster Haltung, hinter ihm seine beiden eltesten
Söhne, Friedrich Wilhelm der Kronprinz und Prinz
3° Wilhelm. Sodann folgte die Königin Luise im
Wagen. Der Zug bewegte sich die Königstraße