Full text: Wilhelm der Siegreiche.

26 WIELHELNM DER SIEGREICHE 
  
dem Prinzen von seinem königlichen Bruder ein 
kunstvoll gearbeiteter Degen überreicht wurde, end- 
lich die Verlobung des Prinzen Friedrich Wilhelm 
mit Victoria von England und die Vermählung 
§s der Prinzessin Luise, waren Ereignisse, die für 
manche Unbill des Schicksals entschädigten. 
So verstrich die Zeit, und bereits sechzig Jahre 
war Prinz Wilhelm alt geworden, als ein Ereignis 
eintrat, das ihn plötzlich in den Vordergrund der 
20 zeitlichen Verhältnisse treten ließ. 
Jriedrich Wilhelm der IV. war in Giebichenstein 
bei Halle, wo er den Manövern des 4. Armeekorps 
beiwohnte, von einem Nervenschlage getroffen worden. 
Wenige Woche später wiederholte" sich der Anfall. 
18 Die Arzte erachteten eine längere Schonung für 
notwendig, und so wurde der Prinz von Preußen 
durch Kabinetsordre mit der Stellvertretung beauf- 
tragt und leistete am 26. Oktober 1858 im weißen 
Saal“ des königlichen Schlosses den Eid auf die 
20° Verfassung, wonach er den Titel „Prinz-Regent“ 
annahm. 
Jetzt hatte er Gelegenheit, seinem innigsten Her- 
zenswunsch, Preußen groß und glücklich zu machen, 
näher zu treten; aber es gab viel zu thun, und die 
2#K Schwierigkeiten waren nicht gering. 
Zuerst mußte die Armee auf einen andern Fuß 
gebracht werden. Der Prinz-Regent hatte während 
seiner langen militärischen Dienstzeit sich einen viel 
zu scharfen Blick angeeignet, um nicht die Mängel 
zo der damaligen Heeresverfassung zu erkennen. Falls 
Preußen angegriffen werden sollte, war für eine
	        
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