Full text: Wilhelm der Siegreiche.

WILHELNA DER SIEGREICHE 53 
  
Grenzenloser Jubel erschallte, als Königin 
Augusta vom Balkon des Königspalastes, Unter 
den Linden, die Depesche verlas. Und weithin 
durch alle Schichten der Bevölkerung, durch alle 
Gauen des deutschen Landes pflanzte die Freuden= 
botschaft sich fort. Sie flog hinaus in alle Welt- 
und hallte wieder, wo immer Deutsche wohnten. 
König Wilhelm aber sagte bewegt zu seiner Umge- 
bung: „So groß und welthistorisch dieses Ereig- 
is auch’ ist, den Frieden wird es uns doch nicht 
bringen.“ 
Er sollte Recht behalten. Die Franzosen gebär- 
deten sich bei der Nachricht von dieser unerhörten 
Niederlage wie toll. Geschlagen, vollständig ge- 
schlagen! Die große Nation schmachvoll besiegt von 
einer kleinen, — der Franzose kam nicht darüber 
hinweg. Und mit seinem allbekannten Gründungs- 
talent machte er sich sofort eine neue Regierung, 
nannte sie die „Regierung der nationalen Verteidi- 
gung“ und setzte einen alten, bewährten Volkskämpen, 
Jules Favre, an die Spitze. Dieser erließ denn auch 
sofort eine Note' an sämtliche europäische Mächte, 
inhaltsdessen die große Nation gewillt sei, den 
Kampf unter allen Umständen fortzusetzen und keinen 
Juß breit Landes, keinen Stein einer französischen 
Jestung herauszugeben. Gleichzeitig wurde das 
ganze Land zu den Waffen gerufen. 
Der neue Kriegsminister, Gambetta' geheißen, 
brachte ein Vollsheer von mehreren hunderttausend 
Mann auf die Beine, und die Hauptstadt Varis 
wurde in Verteidigungszustand gesetzt und mit 
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