WIIEHELNA DER SIEGREICHE 50
Wilhelm im Namen des deutschen Volkes zu bitten,
durch Annahme der Kaiserkrone gewissermaßen das
vollendete Einigungswerk zu krönen. Der König
erklärte sich zur Annahme der deutschen Kaiserwürde
bereit, nachdem er sich überzeugt hatte, daß es der
Wunsch aller deutschen Fürsten und der freien
Städte' sei. Die öffentliche Ausrufung zum deutschen
Kaiser fand am 18. Januar 1871“ in Versailles
nach einem vom Divisionsprediger Rogge gehaltenen
Gottesdienste statt. Wilhelm hatte hierbei' sich aus-
drücklich ausbedungen, daß er in der Predigt nicht
gerühmt werde, da er nur ein Werkzeug in der
Hand Gottes gewesen sei.
Es war ein feierlicher Augenblick, als der Groß-
herzog von Baden das Hoch auf den deutschen
Kaiser ausbrachte und die ganze Versammlung von
Prinzen, Fürsten und hohen Offizieren und Sol-
daten in einen brausenden Jubel ausbrach, während
gleichzeitig sämtliche Fahnen sich senkten und die
feindlichen Geschütze vom Mont Valerien bei Paris
ahnungslos die Ehrengrüße donnerten.
Gleich nach erfolgter Kaisererklärung machten die
Pariser einen letzten verzweifelten Versuch, durch-
zubrechen. Nahezu ein halbes Jahr hatten sie sich
gehalten. Nun aber waren die Vorräte aufgezehrt.
Der Hunger that weh. Die Vorstädte waren durch
die deutschen Granaten zum Teil zerstört. Eine
Entscheidung, mochte sie nun gut oder schlimm aus-
fallen, mußte unter allen Umständen herbeigeführt
werden.
Der letzte verzweifelte Durchbruchsversuch aber
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