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ist, welche nicht das gesamte Volksleben umfaßt; er sagt ausdrück— 
lich, die Staaten unterscheiden sich voneinander besonders dadurch, 
ob alles oder nichts oder wie vieles den Bürgern gemeinsam sei. 
Jedenfalls blieb in dem ausgewachsenen Staate des Altertums 
die Vorstellung vorherrschend, daß der Bürger nur ein Teil des 
Staates ist, die rechte Tugend nur im Staate sich verwirklicht. 
Darum befassen sich die politischen Denker der Alten bloß mit den 
Fragen: wer soll herrschen im Staate? und wie soll der Staat 
geschützt werden? Nur als eine leise Ahnung regt sich dann und 
wann die tiefere Frage: wie soll der Bürger vor dem Staate ge— 
schützt werden? Den Alten steht fest, daß eine Gewalt, welche 
ein Volk über sich selber ausübt, keiner Beschränkung bedarf. Wie 
anders die Freiheitsbegriffe der Germanen, welche durchgängig auf 
das unbeschränkte Recht der Persönlichkeit das Hauptgewicht legen! 
Uberall im Mittelalter beginnt der Staat mit einem unversöhn- 
lichen Kampfe der Staatsgewalt gegen die staatsfeindlichen Un- 
abhängigkeitsgelüste der einzelnen, der Genossenschaften, der Stände:; 
und wir Deutschen haben am eigenen Leibe erfahren, mit welchen 
Verlusten an Macht und echter Freiheit die „Libertät“ der Klein- 
fürsten, die „habenden Freiheiten der Herren Stände“ erkauft 
werden. Ist dann endlich in diesem Streite, den bei den Neueren 
die absolute Monarchie glorreich hinausgeführt hat, die Majestät, 
die Einheit des Staates gerettet, so geht eine Wandlung vor in 
den Freiheitsbegriffen der Völker, und ein neuer Hader beginnt. 
Nicht mehr versucht man den einzelnen loszureißen von einer Staats- 
gewalt, deren Notwendigkeit begriffen worden. Aber man verlangt, 
daß die Staatsgewalt nicht unabhängig dem Volke gegenüberstehe; 
eine wirkliche Volksgewalt soll sie werden, wirkend innerhalb fester 
Formen und an den Willen der Mehrheit der Bürger gebunden. 
Jedermann weiß, wie unendlich weit unser Vaterland noch von 
diesem Ziele entfernt ist. Noch immer ist für den Deutschen eine 
schwierige, lohnende Aufgabe, was vor nahezu hundert Jahren 
Vittorio Alfieri als seinen Lebenszweck hinstellte: 
di far con penna ai falsi imperj offesa.
	        
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