Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Erster Band. (1)

  
IV. Buch. Das Heerwesen. 9 
  
Gesetz vom April 1905. Erst im Winter von 1904—1905, als mit dem englisch- 
französischen Kolonialabkommen von 1905 auch die poli- 
tische Annäherung beider Staaten bekannt geworden war und der Marokkostreit mit 
Frankreich sich anbahnte, wurde eine weitere geringe Verstärkung der Armee auf 
weitere fünf Jahr gefordert, die zweijährige Dienstzeit aber für die Fußtruppen, 
die fahrende Artillerie und den Train dauernd festgelegt. 
Dem neuen Gesetz entsprechend sollte die Friedenspräsenzstärke bis zum Ende des 
neuen Quinquennats allmählich auf 505 839 Gemeine ohne Einjährig-Freiwillige er- 
höht werden, doch sollten 12 000 Okonomiehandwerker, die durch Zivilhandwerker zu 
ersetzen waren, hierauf nicht in Anrechnung kommen. Außerdem wurde bewilligt 
die Neuaufstellung von 8 Bataillonen, 9 Kavallerieregimentern, 2 Fußpartillerie--, 
35 Pionierbataillonen und 1 Telegraphenbataillon. Die vorhandenen 17 Eskadrons 
Jäger zu Pferde und 6 Kompagnien Fußartillerie sollten hierbei in Anrechnung 
kommen. 
Oie bewilligten Bataillone wurden zu je zwei oder einem in den Zahren bis 1909, 
im letzteren Zahre aber 48 Maschinengewehrkompagnien provisorisch aufge- 
stellt, da es nach den Erfahrungen des russisch-japanischen Krieges wünschenswert 
erschien, auch die Infanterie mit dieser Waffe auszustatten. 
Bei der Kavallerie wurden bis 1909 5 Zägerregimenter, 1 (sächsisches) Uanen- 
regiment und 2 bayerische Chevaulegersregimenter errichtet; die bayerische Kavallerie 
zählte danach 12 Regimenter, von denen jedoch 5 nur 4 Esekadrons stark waren. 
Dafür wurden 1910 noch 1 (sächsisches) Husaren- und ein 6. Jägerregiment auf- 
gestellt. 
Bei der Feldartillerie wurden Beobachtungswagen eingeführt, was eine Erhöhung 
des Pferdeetats bedingte. 
Bei der Fußartillerie wurde das Lehrbataillon der Schießschule auf 4 Kompagnien 
gesetzt. Im übrigen wurde diese Waffe derart formiert, daß 14 Kegimenter zu 2 Bataillonen 
u je 8, 9 und 10 Kompagnien) und 4 Regimenter zu 3 Bataillonen und je 12 Kom- 
pagnien vorhanden waren; außerdem 1 Lehrbataillon und 1 Versuchskompagnie. Die 
Zahl der Bespannungsabteilungen wurde auf 14 vermehrt. Die Kompagnien wurden 
1908 in Batterien umbenannt. 
Bei den Pionieren erhielt 1905 das Gardebataillon 1 Versuchskompagnie, und es 
wurden von 1907—1909 beim 17., 7. und 18. Korps je ein Kommando der Pioniere 
und 1 Bataillon neu aufgestellt. Bei den Verkehrstruppen wurde 1907 ein 4. Tele- 
graphenbataillon mit Bespannungsabteilung gebildet. Sämtliche Telegraphenbataillone 
erhielten bis zu dem genannten Jahre Funkerabteilungen. In Bayern wurde die Tele- 
graphenkompagnie auf 1 Oetachement von 2 Kompagnien mit Funkerabteilung ge- 
bracht. Neu gebildet wurde 1 Inspektion der Feldtelegraphie, der 2 Znspektionen der 
Telegraphentruppen unterstellt waren. Die Verkehrstruppen wurden um 1 Versuchs- 
kompagnie vermehrt, zu ihr trat 1907 als 2. Kompagnie 1 Kraftfahrabteilung. Eine 
solche wurde auch in Bapern aufgestellt. Das 3. bayerische Trainbataillon erhielt 
eine 3. Kompagnie. 
  
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