V. Buch. Die Kolonien. 37
als Bezugsquellen von überseeischen Rohstoffen werden, deren Bedarf zurzeit nur zu
einem sehr geringen Prozentsatz aus den Schutzgebieten und noch fast ganz vom Aus-
lande gedeckt wird, wenn auch die Produktion derselben in unseren Kolonien jährlich
zunimmt. Hält man sich vor Augen, daß Deutschland an solchen Rohstoffen heute für
2,9 Milliarden M. einführt, und daß der Verbrauch derselben rapide zunimmt, so kann
kein Zweifel darüber herrschen, von welcher eminenten nationalen Bedeutung es ist,
daß wir mit allen Kräften danach streben, unsere Industrie hinsichtlich der Befrie-
digung ihres Rohstoffbedarfs je länger je mehr unabhängig vom Auslande zu machen,
denn wir können ihn bei entsprechender Vermehrung der Produktion zum guten
Teil sicherlich aus unseren Kolonien decken. Aber auch für unsere heimische Land-
wirtschaft sind die Kolonien von größter Wichtigkeit, namentlich mit Kücksicht auf die
Möglichkeit des Bezugs wertvoller Futterstoffe, deren Bedarf aus dem Auslande nach
Wohltmann im JZLahre 1911 den Wert von nicht weniger als 460 Mill. M. betragen
hat. Ein Vergleich der gewaltigen Flächen, die in unserem überseeischen Besitz noch
ungenutzt liegen, mit denjenigen, die sich nach der amtlichen Plantagenstatistik von
1911/12 unter Kultur befinden und in runden Zahlen in Ostafrika auf 82 000 ha, in
Neuguinea auf 28 000, in Kamerun auf 20 000, in Samoa auf 8400 und in Togo auf
1000 ha angegeben werden, zeigt, daß wir erst ein verhältnismäßig kleines Stück
Weges unserer kolonialen Entwickelung zurückgelegt und noch ein großes zu durch-
messen haben. Indes, die Alusblicke, die sich nach den verschiedensten Richtungen in
unsere koloniale Zukunft eröffnen, erscheinen so hoffnungsfroh, daß wir mit vollstem
Vertrauen fürderhin auf ein schnelleres Tempo in unserer kolonialen Entwickelung
rechnen können. „Vorwärts“ sei drum die Losung! —
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