Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 95
Nachrichtendienst aus der deutschen und ausländischen Presse wahrzu-
nehmen, die Zensur in den durch die Kabinettsorder vom August 1915
gezogenen Grenzen zu leiten, durch die militärische Berichterstattung in
Deutschland Einfluß auf die Volksstimmung zu nehmen, mit der Presse
der Verbündeten innerhalb der vorbezeichneten Aufgaben zusammenzu-
arbeiten. Es wurde augdrücklich festgelegt, daß das Kriegspresseamt sich
jeder darüber hinausgehenden eigenen politischen Tätigkeit zu ent-
halten habe.
Die Festigung des Kampfwillens in der Heimat war ein Teil des
Hindenburgprogramms. Der militärische Teil bei der Durchführung
wurde dem Kriegspresseamt übertragen. Dazu wurde neben den schon
bestehenden drei Abteilungen eine vierte geschaffen. Sie sollte unter
Ausschluß politischer Streitfragen alle Mittel ausnutzen, um Klarheit über
Ursache, Notwendigkeit und Zwecke des Kampfes zu verbreiten, Zuver-
sicht, Pflichtbewußtsein und Opferwilligkeit zu stärken. Ihren Stoff erhielt
sie, soweit die Kriegslage in Frage kam, von der HD. H. L. Im übrigen
sollte sie ihre Aufklärungstätigkeit im Einvernehmen mit anderen in
Betracht kommenden Behörden ausgestalten. Sie gab ihren Stoff an die
Presfe entweder unmittelbar oder durch die von ihr herausgegebenen
„Deutsche Kriegsnachrichten“. Die Richtlinien für diese Korrespondenz
wurden in mehrfachen Besprechungen mit den Behörden festgelegt.
Die O. H. L. hatte das ihrige getan, um die von der Reichsregierung
erwartete allgemeine Aktion auf militärischem Gebiet zu unterstützen. Die
Aktion blieb aus. Wieder marschierte der Pressedienst der O. H. L. allein.
Die Arbeit der Abteilung IV kam im Oktober 1916 schnell in Gang, andere
Behörden schlossen sich nach anfänglichem Warten auf die Führung durch
die Reichsregierung an. Die Tätigkeit begann, die im Juli 1917 als vater-
ländischer Unterricht zusammengefaßt und bezeichnet wurde. Sie muß im
Zusammenhang besonders dargestellt werden.
Die vom Reichskanzler v. Bethmann versprochenen Vorschläge gingen
nicht ein. Kanzlerwechsel und Friedensresolution gaben der O. H. L. Anlaß,
die Forderung der Leitung des Pressedienstes durch die Reichsregierung
erneut zu erheben. Sie bildete unter Darlegung der bisherigen Vorgänge
Gegenstand der Beratung bei der ersten Anwesenheit des Reichskanzlers
Michaelis im Gr. H. Qu. Er erklärte, daß er die Regelung als eine der ersten
seiner Aufgaben betrachte. Die O. H. L. verlangte eine autoritative, dem
Reichskanzler unmittelbar unterstellte Persönlichkeit zur obersten Leitung,
Beschränkung der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amts auf außer-
politische Fragen, dagegen Vertiefung ihrer Arbeit für Verbündete, Neu-
trale und Feinde, sowie Vertretung der wirtschaftlichen Interessen der
Presse durch den Reichskanzler. „Erhalten wir der deutschen Presse, im