Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. Buch. Die Chemie. 159 
  
Eisen rasch abkũühlte. Auch geschmolzener Olivin löft, wie Immanuel Friedländer 
1898 zeigte, Kohlenstaub auf, der sich beim Erkalten in Form sehr kleiner Oiamanten wieder 
abscheidet. R. v. Haslinger erhielt aus Kohle, die er in Schmelzen von der Zusammen- 
setzung der den Diamant führenden Gesteine auflöste, beim Erkalten milroskopisch 
kleine Diamanten. 
Hie metallischen Elemente. Die Atomgewichte der Elemente sind im Verlauf 
der letzten 25 Zahre fast alle genauer bestimmt 
worden. ODie Methoden zur Trennung der nahe miteinander verwandten Elemente 
hat man verbessert und einige neue Elemente entdeckt oder schon bekannte in reinerem 
Zustande dargestellt. 1904 trennten Urbain und Lacombe in Frankreich das Europium 
von Samarium. 1905 erwies Urbain das Terbium sicher als eigenartiges Element. 1908 
zerlegten Urbain einer- und Auer von Welsbach andererseits das BDtterbium in Neo- 
ptterbium oder Aldebaranium und Lutetium oder Cassiopeium. Durch Schmeljzelek- 
trolpse ihrer Chloride stellte Muthmann im Verein mit mehreren Schülern von 1901 
an die seltenen Elemente Cer, Lanthan, Neodym, Praseodym und Samarium in so 
großen Mengen rein dar, daß ihre phpsikalischen und chemischen Eigenschaften genauer 
untersucht werden konnten. Imelektrischen Ofen gelang es Moissan 1903, Throm, Mangan, 
Molpbdän, Wolfram, Uran, Vanadin, Zirkonium, Titan, Silizium und Aluminium 
aus ihren Oxyden mit Kohlenstoff zu reduzieren. Allerdings waren die Metalle 
meist mit einer mehr oder weniger großen Menge von Metallkarbid verunreinigt. Das 
Schmelzverfahren in elektrischen Ofen hat auch in der Technik Eingang gefunden. Die 
Reduktion von Ozpden mittelst Magnesium lehrten Gattermann 1889 und Clemens 
Winkler 1890 kennen. Unterwirft man Siliziumdioryd und Bortrioryd der Einwir- 
kung von Magnesium, so verbinden sich Silizium und Bor mit Magnesium, wenn man es 
im Uberschuß anwendet. Noch geeigneter zur Reduktion mancher Metalloxpde als Magne- 
sium ist, wie Th. Goldsch midt 1895 zeigte, Auuminium. Man mischt die Oxpde mit der 
berechneten Menge Aluminium und leitet die Reaktion von der Oberfläche der Mischung 
durch eine Zündmasse ein. Auf diese Weise kann man Eisen, Mangan, Chrom und andere 
Metalle aus ihren Oxpden abscheiden. Die Reaktionstemperatur steigt auf 3000, daher 
schmelzen nicht nur die reduzierten Metalle, sondern auch das daneben entstandene Alu- 
miniumozxyd. Ein Gemisch von Aluminium und Eisenozyd, „Thermit“ genannt, findet 
technische Verwendung. Für die Glühlampeninduftrie ist es wichtig, daß Werner von 
Bolton im Laboratorium der Firma von Siemens und Halske das hochschmelzende 
Tantal im duktilen Zustand herstellen konnte. Am höchsten von allen bekannten Metallen 
schmilzt das Wolfram, bei 2965 nach Pirani und Meper, bei 2800° nach K. v. War- 
tenberg, das das Tantal allmählich verdrängt, nachdem der Amerikaner Witney es 
neuerdings zu feinsten Drähten ausziehen lehrte. 
Daß fein zerteilte Metalle als Katalysatoren zu wirken vermögen, wurde bereits 
weiter oben bei der Synthese von Ammoniak angeführt. Von vielen Metallen sind in 
den letzten 20 Jahren, in denen die Kolloidchemie, besonders in Deutschland, sich rasch 
entwickelte, kolloidale Lösungen hergestellt worden. Von der Reduktion organischer 
Verbindungen durch Wasserstoff bei gewöhnlicher Temperatur unter Vermittlung 
  
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