vor Aristoteles und Platon. 131
lungsort, Gericht und Gottheit ihren Platz haben sollten. Die
Spur dieser historischen Bildung hat sich dem ganzen Geiste der
griechischen Staatskunst so tief eingeprägt, dass die Darstellung
dieser Thatsache selbst beim Aristoteles noch für eine philo-
sophische oder didaktische Entwicklung des Begriffs vom Staate
gelten konnte. Er beginnt, wie das wohl bekannt sein wird,
mit dem Satze, dass der Mensch sich zunächst in der Einheit
der Familien, der oixie, zur Dorfgemeinde sammle, der
xom, welche nichts andres ist, als die xowwvia ruAsıövov olxuwv !),
Richtiger wäre vielleicht hier der Ausdruck Gau; doch möge das
dahingestellt bleiben. Der Staat aber ist die Vereinigung von
Dorfgemeinden; die mol ist die &x ıleıvwv xwuwWv xowawia ?);
und desshalb gilt ihm: nao« noAıs pvosı &oriv, das heisst ein
natürliches Product. Man sieht nicht, warum er nicht ebenso gut
sagt, die nnolıg sei das Product der Geschichte; jedenfalls ist
der Staat ihm eine natürliche Thatsache, und kein Begriff; und
das ist eben nur zu erklären, indem man den Einfluss des
historischen Ganges der Dinge auf die Aristotelische Auffassung
hinzunimmt. Denn er hätte sonst wissen können, dass andere
Staaten, wie z. B. die Kolonieen derselben Griechen, für welche
er schrieb, nicht aus mehreren Dörfern zu einem Staate, sondern
gerade aus einem Staate sich erst zu mehreren Dorfgemeinden
entwickelten. Doch mag dies nur beiläufig bemerkt sein. Immer-
hin war jenes der Gang der Geschichte in Attika.
Kaum war nun die Stadt entstanden, zunächst wohl nur als
der Mittelpunkt des landbauenden Standes, so schloss sich an
dieselbe sofort eine andere Erscheinung. Die Lage war günstig,
der Hafen war vorhanden, das Land gab in Oel und Honig treff-
liche Handelsartikel. Neben die Akropolis baueten sich daher,
dem Meere zu, bald Handelsleute im Schutz der „oberen Stadt“,
der „avw roAıs“; der Piraeus entstand. Mit dem Piraeus ent-
stand ein Zweifaches. Erstlich ein von den Grundbesitzern sehr
verschiedener Stand, der Stand der Kaufleute, Handwerker,
Schiffer, Taglöhner; dann aber zugleich eine neue Form des
1) 1,1.7.
2) 1,1. 8.
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