134 Die staatswissenschaftliche Theorie der Griechen
tigen Münzen des Landes, fast Jedermann reich werden, wenn
er arbeiten und sparen mochte; „rAovrovcı yog xal. ob nroAkol
zWv Teyvirwav® sagt Aristoteles "). Vor Allem ward viel Geld
verdient durch das Wechsler- und Wuchergeschäft. Eben der
Unterschied der atheniensischen Münzen von denen der übrigen
griechischen Staaten musste ein äusserst gewinnreiches Agio-
geschäft hervorrufen, und darin, und nicht in dem wunderlichen
Grunde, dass um der guten Münze willen die atheniensischen
Schiffe bei ihren Exporten keine Rückfracht gebraucht, sondern
stalt derselben jene Münze exportiren konnten, lag der Vortheil,
den Athen die gute Münze brachte; daneben wohl auch darin,
dass durch die feste Währung der atheniensischen Münzen Athen
gewiss in jener Zeit das gewesen ist, was man heut zu Tage
einen Wechselplatz nennt. Es lag gar zu sehr im Interesse der
Käufer wie der Verkäufer, an allen andern Orten nach einem
festen Münzfusse zu rechnen; und diesen fanden sie nur in Athen.
Da aber verhältnissmässig wenig Münze im Umlauf war, so mussten
die meisten grossen Geschäfte in Athen zum Abschluss kommen,
theils weil hier allein die erforderliche Quantität atheniensischer
Münzen vorhanden war, theils weil man, wie denn das in der
Natur der Sache lag, nur in Athen einen festen Cours der ver-
schiedenen Münzen Griechenlands gegen einander finden konnte,
Wir haben noch immer gerade von diesem so wichtigen Ver-
hältniss des Münzwesens in Griechenland keine recht klare Vor-
stellung; haben wir sie doch nicht einmal von Rom! Und das
wird schwerlich besser werden, bis ein durchgebildeter Kenner
der volkswirthschaftlichen Lehren sich mit den sogenannten Alter-
thümern einmal gründlich beschäftigt. Jedenfalls wird es, bei-
läufig bemerkt, schon hieraus klar sein, wie es sich gemacht
hat, dass die ganze atheniensische Verfassung drei- und viermal
geändert werden konnte, ohne dass man hier wie in andern
Staaten daran dachte, den Münzfuss zu ändern ?). Er war die
Basis des Verdienstes der grossen Geld- und Wechselhäuser.
Doch von diesen soll gleich mehr die Rede sein. Zunächst er-
gibt sich aus dem Obigen, dass unter den angeführten Verhält-
1) Pol. III, 3. 4.
2) Boeckh Staatshaushaltung der Athener. Bd. IV, 19.