vor Aristoteles und Platon. 181
Grundbesitz zuerst das Geld als gleichberechtigten Rivalen zu
erkennen beginnt, in der Zeit des Mercantilsystems — „nicht
selten aber heisst es dagegen (rradıy doxei), mit dem Gelde
sei es nichts (Ajoov elvaı), weil man — mit dem Gelde an
nothdürftiiger Nahrung Mangel leiden kann, und es sei doch
abgeschmackt, dass Reichthum ein Ding sein solle, in dessen
Vollbesitz Einer Hungers sterben könne. — Daher nehmen sie
(£rtovoı) eine verschiedene Definition von Reichthum und Geld-
erwerbskunst an, und sie thun recht daran (00903 Lrrovvreg)“.
Welche Definitionen diese Nationalökonomen nun für beides
angenommen, erfahren wir ebensowenig, als wer denn diese
Leute gewesen sind. Es können ebensowohl Schriftsteller, als
Redner, als Sophisten gewesen sein. Es wird das schwerlich
jemals entschieden werden können, nachdem die Alexandrinische
Bibliothek verbrannt ist.
Allein soviel ist dennoch klar, dass es schon vor Aristo-
teles über Geld und Erwerb, über Besitz und Reichihum ein-
gehende, wenn auch vereinzelte Untersuchungen gab, und dass,
wenn es damals eine Presse gegeben hätte, diese Untersuchungen
gewiss einen nicht ganz unbedeutenden Theil der Literatur aus-
gefüllt haben würden. Wir freilich sind in der Lage, ganz im
Allgemeinen bei der Behauptung stehen bleiben zu müssen, dass
auch in diesem Gebiete ‘Aristoteles Vorgänger gehabt hat, die
ihm Stoff zu Untersuchungen und eine wesentliche Grundlage
für seine Arbeiten abgegeben haben.
Dies ist es nun, was wir über die voraristotelische
Literstur der Staatswissenschaften gefunden haben. Es schien
uns des Interesses werih, dasselbe mitzutheilen. Wir zweifeln
keinen Augenblick, dass sich höchst wichtige Nachträge in den
übrigen griechischen Werken der Classiker zusammenbringen
lassen, und dass sich am Ende doch noch dieser fast gestalt-
losen Masse ein etwas posiliverer Inhalt wird geben lassen.
Möchten diejenigen, denen durch, ihre Studien diese weiteren,
kaum freilich anders als für einen Philologen vom Fach erreich-
baren Angaben vorkommen, sie nicht verloren gehen lassen.