Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

238 Studien über 
untere Grenze bezeichnet, schon ein sehr hoher, in vielen unsrer 
Landgemeinden nur ausnahmsweise erreichter ist. Auch das 
glaube man nicht, dass das Amt Schorndorf eine besonders her- 
vortretende Ausnahme von den übrigen Distrikten mit altherge- 
brachter unbedingter Freiheit der Niederlassung und des Ver- 
kehrs mit Grund und Boden bilde. Es ist richtig, die Lage der 
Dinge ist dort schon weiter auf der schiefen Ebene einer fal- 
schen, missbrauchten Freiheit, die zum vollkommenen Proletariat 
führt, hinausgerückt als sonst in den meisten. andern. Aber 
ähnliche Zustände finden sich bei mehr oder minder vielen Ge- 
meinden in sämmtlichen Oberämtern und einzelne Distrikte treffen 
mit dem Schorndorfer Bilde vollkommen zusammen. 
Nun ist schiesslich noch eine Frage zu berühren, welche 
sich bei Betrachtung unsrer Agrarverhältnisse von selbst aufwirft, 
nämlich die, wie es zu erklären ist, das in Altwürtiemberg, wo 
doch die Freiheit, wie oben gesagt wurde, schon seit Jahrhun- 
derten war, doch erst jetzt und so auf einmal die angeblichen 
Folgen ihrer missbräuchlichen Anwendung sich zeigen. 
Um. dies zu erklären, muss man darauf hinweisen, dass die 
Freiheit im Verkehr mit Grund und Boden und ebenso auch die 
Freiheit der häusslichen Niederlassung in den früheren Men- 
schenaltern wenig schädliche Wirkungen haben konnte, weil der 
Spielraum zur gewinnbringenden Thätigkeit noch allgemein gross 
war. Wie fast ganz Deutschland wurde nämlich auch Württem- 
  
  
weil der Bedarf an Geld anderweitig beigeschafft werden soll), sodann Ge- 
müse, endlich an Kartoffeln 30 und an Mehlfrüchten,, in Roggenwerth aus- 
gedrückt, 24 Zollcentner. Dazu kommt noch der der Annahme nach einzu- 
kaufende Bedarf an Salz, Pfeffer, Oel, Essig, von Luxusgegenständen wie 
Zucker und Kaffee ganz abgesehen. Der Bedarf an Mehlfrüchten ist im All- 
gemeinen gewiss richtig angenommen; er entspricht genau den Erfahrungen 
und Mittheilungen von Thünen über die Kornconsumtion der Dorfbewohner 
zu Tellow (vergl. isol. Staat II. S. 275). Der Bedarf an Kartoffeln ist wohl 
etwas zu niedrig angenommen; Thünen rechnet bei seinen Taglöhnerfami- 
lien 43 Schäffel Rostocker Maass — 9,5 Schäffel württ. = c. 38 Ctn. württ. 
= 35,5 Zollctr. So gut aber, wie hier angenommen ist, leben unsere Un- 
terländer Bauern ganz gewiss nicht. Für diese darf ein starker Abzug an 
Milch, Butter und Käse und wohl auch ein kleiner Abzug an dem angenom- 
menen Kornbedarf gemacht werden.
	        
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