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tizen erhielt, wurden von demselben grösstentheils zu Fusse, unter verlän-
gertem Aufenthalt auf interessanteren Punkten, einem eifrigen Streben nach
möglichst gründlicher und vielseitiger Auffassung aller ihm wichtig erschei-
nenden landwirthschaftlichen und landwirthschaftlich - gewerblichen Verhält-
nisse, Verfahrungsarten, und Einrichtungen, und mit sorgfältiger Wahrnehmung
der für diese Beobachtungen besonders sich empfehlenden Lokalitäten und
Zeitpunkte ausgeführt, wie er denn in letzterer Rücksicht unter Anderem in
Baiern und Sachsen die Bierbrauerei, in Preussen und Sachsen die Brannt-
weinbrennerei, in dem letzterem Lande ausserdem noch besonders die ersten
Schäfereien, in der Gegend von Frankfurt die Obstmost- und Ciderbereitung,
am Rhein, an der Mosel und Aar, in Burgund und in der Champagne den
Weinbau, in Burgund zur Herbstzeit die Wein-, in Rheims die Schaumwein-
und in der Nähe von Paris die Rübenzuckerbereitung näher ins Auge fasste.
Auf der letzten Reise nach Frankreich hielt er sich auch einige Zeit auf
dem unter die Leitung des berühmten Mathieu Dombasle gestellten land-
wirthschaftlichen Institute zu Roville bei Nancy auf, und genoss hiebei dessen
Unterricht, der ihn in hohem Grade ansprach, hatte sich auch von Seiten
desselben besonderer Auszeichnung und sehr schmeichelhafter Empfehlungen
an französische Landwirthe zu erfreuen. r
Wie schon an einem anderen Orte von den eben erwähnten Reisen mit
Recht gerühmt worden ist 1), gewann Göriz durch dieselben, zufolge der Art
und Weise ihrer Ausführung , ungemein an Vielseitigkeit und Gründlichkeit
des Wissens, da sie ihn mit der Wichtigkeit mancher Theile der Landwirthschaft
bekannt machten, welche oft ganz vernachlässigt werden, und ihm stets eine
Gesammtanschauung von dem Betriebe der von ihm besuchten Gegenden
verschafften, während die gewöhnlichen flüchtigen Reisen häufig zu ganz
irrigen Ansichten verleiten. Ein anderer noch grösserer Vortheil derselben
war demgemäss der, dass sie Göriz, seines jugendlichen Alters ungeachtet,
mit den .ausgezeichneteren Männern seines Faches in nähere Verbindung
brachten, und er so namentlich auf seiner Reise nach Frankreich in den
Sitzungen der Landwirthschaftsgesellschaft, welchen er während seines Win-
teraufenthalts in Paris beiwohnen durfte, noch die Veteranen der verbes-
serten französischen Landwirthschaft, Tessier, Hussard, Bosc, Dailly,
Perault de Jotems, Girod de l’Aisne, sowie den Direktor des
landwirthschaftlichen Instituts zu Grignon, Bella, und den berühmten Sei-
dezüchter Camille Beauvais kennen lernte; letzterer machte ihm sogar
sehr günstige Anerbietungen zu einer Administratorsstelle auf der hauptsäch-
lich zum Betrieb höherer Schafzucht und zu Einführung der Seidezucht im
nördlichen Frankreich bestimmten k. Domäne Bergerie bei Paris, die er
jedoch auf einen Freund übertrug, nachdem auf seine Anzeige hievon bei
der Württemb. Staatsregierung diese, in Verbindung mit anderen Zusicherun-
gen, ausdrücklich den Wunsch ausgesprochen hatte, ihn dem Vaterlande zu
4) Nekrolog von Göriz in der Schwäb. Chronik Nr, 67. vom 20. März 1853.