auf Dr. C. W, F. Göriz, 253
getreu — von allen höheren, und besonders den neueren, auf einen
erweiterten Anbau der organischen Chemie gestützten Ackerbautheorieen
eines Liebig und Boussingault, entfernt, und überliess so, gleich vielen
anderen achtbaren Meinungsgenossen , die offenbar erst neuerlich recht be-
ginnende, selbst von dem Gründer unserer rationellen Landwirthschafts-
lehre, Thaer, in diesem Umfang kaum noch geahnte Anwendung jener Wis-
senschaft auf die Landwirthschaft der Zukunft, in welcher ihr diese ohne
Zweifel noch die nützlichsten Früchte zu verdanken haben wird.
Die Gütertaxationslehre entbehrte so, wie sie anfangs, geirennt von der
landwirthschaftlichen Betriebslehre, von Göriz vorzutragen war, ganz ihrer
wesentlichen und unentbehrlichen Grundlage, und kam erst in Verbindung
mit dieser zu einer angemessenen Vertretung durch ihn. In seinen Vorträ-
gen über den vorstehenden hochwichtigen und umfangreichen Lehrgegen-
stand, den eigentlichen Schlussstein der Wissenschaft der Landwirthschaft,
schloss sich nun Göriz zwar zunächst vorzüglich an die Bearbeitung derselben
durch Thaer, ihren eigentlichen Gründer , an die Vorträge seines nächsten
Vorgängers in diesem Lehrfach zu Hohenheim, des vormaligen Director Volz,
daselbst der sich, wie durch seine sonstige ausgezeichnete Lehrthätigkeit,
so insbesondere durch die erste vollkommen gelungene Einbürgerung von
jenem Lehrfach an der Hohenheimer Anstalt um diese ein bleibendes
hohes Verdienst erworben hat, und an die diesem Vorgänger unmittelbar
nachgefolgte rühmlich bekannte Schrift von Pabst hierüber an, so jedoch,
dass derselbe unter seiner Hand nicht allein eine bedeutende Vervollständi-
gung hinsichtlich des gesammten Materials, insbesondere hinsichtlich einiger
bis dabin beinahe ganz unberücksichtigt gebliebenen speciellen Betriebszweige,
sondern auch hinsichtlich der äusseren Anordnung von jenem eine neue,
eigenthümliche Gestalt erhielt !), welche, wenn sie auch wohl strengeren
wissenschaftlichen Begriffen von den einzelnen Factoren des landwirthschaft-
lichen Betriebs an sich, der Art ihres Entstehens, und ihrem Zusammenwir-
ken, nicht ganz entsprechen mochte, immerhin durch Klarheit und prak-
tische Anschaulichkeit vortheilhaft sich auszeichnete. Im Uebrigen blieb Göriz
auch hier feststehen auf dem Boden anerkannter Thatsachen, und er hielt
sich desshalb durchaus ferne von den wesentlich der landwirtbschaftlichen
Betriebslebre angehörenden abstrakten Lehren der sogenannten Statik der
Landwirthschaft, wie diese durch Thaer, von Voght, von Wulffen und von
Thünen begründet worden ist, gleich seinem literarischen Vorgänger Pabst,
der, im Hinblick auf die kaum erst begonnene Bearbeitung derselben, auch
an deren Pforten stehen blieb 2). Dass und welchen grossen Beifall aber,
der ebenbemerkten, von Manchem vielleicht zu hoch angeschlagenen Lücke
ungeachtet, die Vorträge von Göriz über landwirthschaflliche Betriebslehre
gefunden haben, geht wohl am einfachsten und deutlichsten aus der einen
4) 5. die Uebersicht in der o. a. Schrift über die Anstalt in Hohenheim, S. 34 ff.
2) Pabst, landwirthschaftliche Betriebslehre. Darmstadt 1834. S. 11.