Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

in Böhmen. 265 
allergünstigsten Falle — wo die Arbeit weder durch Stockungen des Ab- 
satzes noch durch Krankheiten unterbrochen ist — kaum die Mittel zu dem 
nothdürftigsten Lebensunterhalte. Noch ist bemerkenswerth, dass der Stück- 
lohn den Zeitlohn zum beiderseitigen Vortheile des Arbeiters und Arbeit- 
gebers auch bei dem handwerksmässigen Betriebe mehr und mehr verdrängt. 
Der Bericht beginnt mit der Darstellung der Lohnsätze bei den soge- 
nannten Commerzialgewerben mit fabriksmässigem Betriebe 
oder der eigentlichen Fabriksindustrie. 
Bei der Baummollspinnerei, für die im Kammerbezirke 35 Etablissements, 
33 im Leipa’er Kreis (18 allein in der Umgegend von Reichenberg), 2 im 
Gitschiner Kreis bestehen, ist der höchste Lohn für männliche Arbeiter 1 fl. 
8 kr. (in Swarow), für weibliche 32 kr, (ebenda), für Kinder 16 kr. (in 
Reinowitz und Josephsthal); der niedrigste 20 kr. für männliche Arbeiter 
(in Bensen und Josephsthal), für weibliche 12 kr. (in Gablonz, Johannes- 
dorf und Theresienau), für Kinder 8 kr. (in Kratzau). Die Mehrzahl der 
Arbeiter gehört dem weiblichen Geschlechte an, auch Kinder sind viele 
beschäftigt. 
Die Baummwollweberei — der ausgebreitetste Industriezweig des Kam- 
merbezirkes, da er 846 grössere Unternehmungen zählt, 632 im Leipa’er 
und 214 im Gitschiner Kreis — zeigt grosse Lohndifferenzen. Für Sammt 
und faconirte Stoffe wird der höchste, für ordinäre Cottons der niedrigste 
Lohn gezahlt. Der höchste Lohn für männliche Arbeiter beträgt überhaupt 
40 kr. (Georgenthal, Neusorge, Lomnitz), für weibliche 24 kr. (Lomnitz, 
Neustadtl, Neupaka) für Kinder 12 kr. (Neustadtl); der niedrigste Lohn für 
männliche Arbeiter 8 kr. (Liebenau, Starkenbach, Wiesen), für weibliche 
6 kr. (Wiesen), für weibliche Spuler gar nur 5 kr. (Gabel, Ringelshain, 
Finkendorf, Schlukenau, Kreibitz), für Kinder 1!/» kr. (Grossmergthal). 
Sämmtliche Löhne gelten von der Handweberei, die durchgängig als Haus- 
industrie betrieben wird. Die Anwendung der power-looms ist noch ziemlich 
selten. Die Löhne der Maschinenweber sind etwas höher als jene der Hand- 
weber; doch werden bei Maschinenstühlen meistens Mädchen verwendet. 
Die Baummwolldruckerei (45 Etablissements, 32 im Leipa’er Kreis, 13 
im Gitschiner) beschäftigt verhältnissmässig wenige weibliche Arbeiter, da- 
gegen viele Kinder von 10 — 14 Jahren, welche die Farben aufstreichen 
und nicht von den Fabriksherren, sondern von den Druckern bezahlt werden. 
Die Lohnsätze der Handdrucker für einen Arbeitstag erheben sich von 20 kr. 
(Kleinschockau) bis 1 f. 20 kr. (Turnau, Böhmisch-Leipa), jene der Ma- 
schinendrucker von 50 kr. bis 2 fl. (Kosmanos), jene der Graveure von 1fl. 
bis 3 fl. 20 kr. (Kosmanos), jene der Formstecher von 30 kr. (Turnau) bis 
1fl.24 kr. (Wernstadtl). Der Tageslohn anderer bei der Druckerei verwen- 
deten männlichen Hifsarbeiter variirt zwischen 15 und 30 kr. (Turnau — Reich- 
stadt, Schluckenau, Kosmanos). Für Frauenarbeit beträgt er 10 — 20 kr, 
(Böhmisch-Leipa, Johannesthal — Turnau, Warnsdorf, Kleinschockau), für 
Kinder 4 — 12 kr. (Turnau — Jungbunzlau, Georgenthal).
	        
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