Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

266 Arbeiterverhältnisse 
Die Türkischgarnfärberei, vorzugsweise in der Umgegend von Zwickau, 
gewährt dem männlichen Arbeiter einen Lohn von 27 — 48 kr. 
Bei der Schafwollspinnerei ist die Frauenarbeit überwiegend. Der 
höchste Lohn für männliche Arbeiter ist 1 fl. (Reichenberg, Swarow), für 
weibliche 30 kr. (Reichenbach, Eulau), für Kinder 15 kr. (Reichenberg); 
der niedrigste für männliche Arbeiter 15 kr. (Reichenberg, Kamnitz), für 
weibliche 10. kr. (Eulau), für Kinder 8 kr. (Schumburg, Swarow). 
Die Tuchfabrikation, die sowohl fabriks- als handwerksmässig betrieben 
wird, bietet den Tuchmachern in den Tuchfabriken zu Reichenberg und 
Senftenberg die höchsten Löhne von 1 fl. für den Arbeitstag, die niedrigsten 
zu 30 — 40 kr. in Friedland; bei handwerksmässigem Betriebe stellt sich der 
Lohn der Tuchmacher am höchsten in Reichenberg mit 50 kr., am niedrigsten 
in Braunau mit 16 —20 kr.; für männliche Hilfsarbeiter ist der höchste Lohn- 
"satz zu 50 kr. in Gablonz, der niedrigste zu 18—20 kr. in Senftenberg. 
Weibliche Arbeiter erhalten den grössten Lohn zu 18 kr. in Reichenberg, 
den kleinsten zu 10 — 12 kr. in Senftenberg; der Arbeitslohn der Kinder ist 
8 — 10 kr. (hierüber nur eine Angabe aus Senftenberg). 
Die Schafwollweberei (Erzeugung von Kammgarnstoffen, gemischten 
Zeuchen aus Baumwoll- und Schafwollgarn, sowie von Streichgarn-Umhäng- 
tüchern) hat 75 Etablissements, wovon 73 allein im Leipa’er Kreise und die 
grössten bei Reichenberg.  Ueberhaupt ist hier der Hauptsitz dieses 
Industriezweiges für die ganze Monarchie. Es sind meistens Maschinen- 
stühle in Anwendung, wobei weibliche Arbeiter Beschäftigung finden. 
Die Lohnsätze weichen sehr von einander ab: männliche Arbeiter empfan- 
gen 10 kr. bis 1fl. 20 kr. (Liebenau, Grottau — Swarow), weibliche 
10 — 44 kr. (Grottau — Swarow), Kinder 2—20 kr. (Arnsdorf — Reichen- 
berg , Gablonz). 
Die Schafwolldruckerei, in Böhmisch-Aicha und Reichenberg, gibt 
‚günstige Löhne, den Maschinendruckern 1 fl. 40 kr., anderen Druckern und 
Formstechern 40 kr. — 11. 20 kr., Hilfsarbeitern 18 — 48 kr., weiblichen 
Arbeitern 10 — 20 kr., Kindern 6 — 12 kr. 
Bei der Leinenspinnerei muss die Maschinenspinnerei von der Hand- 
spinnerei unterschieden werden. Jene wird in 4 Fabriken im Gitschiner 
Kreise betrieben; die Lohnsätze sind: für männliche Arbeiter 18 — 48 kr., 
für weibliche 18 — 24 kr., für Kinder 12 kr. Die Handspinnerei erscheint 
nur als Nebenbeschäftigung, gewöhnlich während des Winters; sie bietet 
einen höchst geringen Verdienst, erwachsenen Arbeitern 2—6 kr., Kindern 
3 kr. für den Tag. 
Die Leinweberei gehört wie anderwärts zu den verfallenden Gewerben, 
erst in neuester Zeit geben sich Zeichen von Besserung kund. Der Kammer- 
bezirk enthält 460 grössere Unternehmungen, 261 im Leipa’er, 199 im 
Gitschiner Kreise, von denen aber die meisten zugleich Baumwollenwaaren 
und gemischte Stoffe erzeugen. Die Betriebsform ist überall Hausarbeit, die 
in sehr vielen Fällen als Nebenbeschäftigung verrichtet wird. Der Arbeits-
	        
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