Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

374 Die volkswirthschaftlichen Zustände des Königreichs Hannover 
ebensowohl “in Staaten, welche damals schon industriell mehr 
entwickelt waren, als Hannover es bis jetzt ist, als auch in 
solchen Staaten, welche man damals mit gleichem Rechte oder 
mit grösserem Rechte zu den Agrikullurländern rechnen konnte, 
als Hannover gegenwärtig noch dazu gerechnet werden darf; 
in Staaten, welche bis dahin höhere, und in Staaten, welche bis 
dahin niedrigere Zollsätze hatten, als diejenigen sind, in welche 
die Hannoveraner sich eingelebt und eingewirthschaftet haben. 
Die, welche zu verlieren glaubten, gebehrdelen sich um 
desto ungeslümer, je schweigsamer sich die verhiellen, welche 
zu gewinnen hoflten, bis am Ende die Abstimmung in den Stände- 
versammlungen nach besonnener Prüfung der Regierungsvorlagen 
ein ganz anderes Resultat ergab, als die öffentliche Meinung, 
wie sie sich bis zur Entscheidung geltend gemacht halte, voraus- 
setzen liess. 
Man braucht nur aus einer Anzahl deutscher Staaten die 
betreffenden Zeitungsarlikel, die Eingaben gewerblicher und an- 
derer Corporationen, die ständischen Opposilionsreden u. s. w. 
aus den dreissiger Jahren nachzulesen und zusammenzustellen, 
um fast wörtlich den Inhalt der hannoverschen Conirapetitionen 
wiederzufinden; aber die Öffentliche Meinung hat sich durch die 
Erfahrung selber bald bekehren lassen und viele Landwirtbe, 
Fabrikanten, Kaufleute, Ständemitglieder, Journalisten u. s. w. 
lassen sich nur ungern an ihre damaligen Aeusserungen erinnern '). 
Schon 1833 gaben hessendarmstädtische Männer in einer 
Besprechung mit angesehenen Ständemitgliedern aus Württemberg 
und Baden über die Räthlichkeit des Anschlusses dieser Staaten 
die Erklärung ab, dass die fünf Jahre früher erfolgte Zolleinigung 
Hessen - Darmstadis mit Preussen für ihr Heimathland bereits als 
materiell günstig sich erwiesen habe. Und doch konnte Hessen- 
Darmstadt erst später durch den Anschluss von Baiern, Württem- 
1) Interessante Mittheilungen über diesen Gang der Dinge findet man in 
dem vortrefflichen, meist aus der Feder des Professor Wurm geflossenen 
Commissionsberichte der hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der 
Künste und nützlichen Gewerbe, veröffentlicht unter dem Titel: „Die Aufgabe 
der Hansestädte gegenüber dem deutschen Zollvereine, sowie in Bezug auf 
eine gemeinsame deutsche Handelspolitik. Hamburg 1847.“
	        
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