Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

376 Die volkswirthschaftlichen Zustände des Königreichs Hannover 
an solchen im Zunehmen begriffen ist, so ergiebt sich von selbst, 
dass dies nur dadurch geschehen konnte, dass Württemberg mehr 
und mehr der Industrie seine Kräfte zuwendet, ohne dagegen 
die Quellen der Urproduction minder ergiebig fliessen zu sehen. 
Jene Kräfte entfalten sich unter dem Schutze des Zollvereins 
immer wirksamer, und wenn, der auf viel verbreitete Consumtions- 
gegenstände gelegten höhern Zölle ungeachtet, dieselben in stei- 
gender Progression eingeführt werden, so kann hieraus nur auf 
vermehrte Mittel zum Ankaufe .jener fremden Produkte und auf 
die Zunahme des inneren Wohlstandes geschlossen werden. So 
gleichen sich denn die Interessen der einzelnen, zu jenem grossen 
Vereine zusammengetretenen Staaten wechselseitig aus; der eine 
wie der andere gewinnt in gegenseitigem freien Verkehre, indem 
er bei hinlänglicher, vor Uebertheuerung schützender innerer Con- 
currenz seine Erzeugnisse abgabenfrei austauscht u. s. w.* 
Württemberg leidet in vielen Districten an Uebervölkerung, 
Zersplitterung des Grundbesitzes und landwirthschaftlichem Pro- 
letariat: Uebelstände, die der Zollverein freilich nicht hat hin- 
wegzaubern können, die aber noch nachtheiliger sich zeigen 
würden, wenn nicht die zunehmende Industrie einen Theil der 
überflüssigen Arbeitskräfte an sich zöge. 
Während Württemberg in seinem früheren Zollverbande mit 
Baiern bedeutend höhere Tarifsätze hatte, als Hannover im Steuer- 
vereine jeizt, verhielt es sich mit Baden umgekehrt. Hier erregte 
daher der Zollvereinstarif noch grössere Bedenklichkeiten; die 
Sätze auf Zucker, Kaffee, Tabak, Gewürze, Manufacturwaaren 
u. s. w. erschienen unerschwinglich, als neue Last für die Con- 
sumenten ohne entsprechenden Gewinn für die producliven Ge- 
werbe. 
Von den 1834 nach Carlsruhe einberufenen Notabeln erklärten 
sich 36 (13 Landwirthe, 8 Industrielle, 15 Kaufleute) gegen und 
nur 29 (7 Landwirthe, 13 Industrielle, 9 Kaufleute) für den 
Anschluss. Auch.gaben die Stände erst nach hartnäckigem Kampfe 
der Opposition ihre Zustimmung zum Eintritt in den Zollverein. 
Aber bald zeigte sich, dass man die Opfer, die der Zoll- 
verein forderte, überschätzt, die Vortheile, die er gewährte, 
unterschätzt halte.
	        
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