378 Die volkswirthschaftlichen Zustände des Königreichs Hannover
und die Kauf- und Miethpreise der Häuser und Messgewölbe
stark sinken müssten, dass die städtischen Arbeiter nicht mehr
hinlänglich beschäftigt werden könnten und demzufolge eine all-
gemeine Verarmung der Gemeinde eintreten würde.
Die Regierung liess sich nicht irre machen und die Stände
genehmigten den Vertrag, in der zweiten Kammer mit 50 gegen
14 Stimmen: ein Beschluss, mit dem die öffentliche Meinung
binnen wenigen Jahren im vollständigsten Einklang sich befand.
Die älteren Industriezweige Sachsens haben einen erweiterten
Absatz erhalten und neue sind hinzugekommen. Was Leipzig als
Messplatz durch den Zollverein geworden ist, weiss Jedermann.
Werden dort jetzt weniger fremde Fabrikate für den inländi-
schen Verbrauch umgesetzt, als früher, so desto mehr zoll-
vereinsländische Fabrikate; der (zollfreie) Absatz fremder
Waaren zur Wiederausfuhr nach fremden Ländern ist durch
den Zollanschluss nicht gehindert. Die Frequenz der Messen hat
nicht ab-, sondern erheblich zugenommen. Stockungen und
Rückschläge in einzelnen Jahren sind nicht dem Zollvereine,
sondern wechselnden Handelsconjuncturen und der Ueberproduction
oder politischen Ereignissen zur Last zu legen. Die Miethpreise
der Messgewölbe sind nicht gesunken, sondern im Vergleiche mit
den zwanziger Jahren um das Zwei- und Dreifache gestiegen;
in den alten Hauptstrassen der Stadt sind die Häuser durch Auf-
satz von Stockwerken erhöht, in den Vorstädten ganze Strassen
mit den stattlichsten Gebäuden angelegt worden, und die Ein-
wohnerzahl ist von 44,000 auf 66,000 gestiegen. Kein Wunder,
dass in Leipzig jetzt Niemand von der Theilnahme an der er-
wähnten Petitiog etwas wissen will.
So wenig als Leipzig wünscht Frankfurt a. M. die Umgürtung
mit fremden Zollbarrieren und die Transitzollbelastung seines
Handels zurück. Ueberhaupt haben, von den finanziellen Resul-
taten des Zollvereins hier ganz abgesehen, alle einzelnen Staaten
durch die erlangte Verkehrsfreiheit unendlich gewonnen.
Die durcheinander gewürfelten thüringischen und reussischen
Staaten, die früher im eigentlichsten Sinne des Wortes in der
Klemme waren, haben jetzt für ihre wichtigen industriellen Er-
zeugnisse einen zollfreien Markt von 30 Millionen Menschen er-