Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

in Hinblick auf den Anschluss an den Zollverein. 379 
langt, wie Nassau für seine Mineralwasser und Weine. Kurhessen 
ist kein reiches Land. Wer aber die ganze volkswirthschaftliche 
Lage Kurhessens in der Gegenwart mit dem Nothstande der 
Gewerbe, wie er um die Zeit des Anschlusses in den Kammern 
zur Sprache gebracht ward, vergleicht, der muss sich über- 
zeugen, dass der Eintritt in den Zollverein für das Land eine 
Wolıilthat geworden ist. 
Wenn für ein einziges Land, nämlich für Braunschweig, das 
Ergebniss des Zollanschlusses bis jetzt ein nur theilweise gün- 
stiges gewesen ist, so liegt das Uebel nur darin, dass Braun- 
schweig, mit Hannover in nothwendigen Verkehrsbeziehungen 
stehend und mit demselben früher dem Steuervereine angehörig, 
allein und zu früh (oder Hannover zu spät) dem Zollvereine 
beigetreten ist. Braunschweig erstrebt nicht seinen Austritt aus 
dem Verbande, sondern wünscht Hannovers baldigstes Eintreten, 
um der unnatürlichen Grenzsperre zwischen beiden Ländern ledig 
zu werden. 
In welchem deutschen Staate überhaupt hat etwa die allge- 
meine Stimmung den Austritt aus dem Zollvereine verlangt, der 
nach Ablauf der letzten 12jährigen Vertrags-Periode mit dem 
1. Januar 1854 möglich war? Oder hat nicht vielmehr im ganzen 
Gebiete des Zollvereins dieselbe öffentliche Meinung, welche früher 
die Knüpfung des Bandes so erschwerte, jetzt die Lösung des- 
selben für eine moralische und materielle Unmöglichkeit erklärt, 
als die politischen Zänkereien der Regierungen mit einem solchen 
Ausgange droheten ? 
Ein so notorisches Factum brauchte hier nicht wiederholt 
zu werden, wenn man nicht in Hannover aus der innerhalb des 
Zollvereins stattfindenden Differenz der Ansichten und Wünsche 
über die zweckmässige Höhe der Tarifsätze auf eine Unzufrieden- 
heit über den Zollverein selber Schlüsse zu ziehen für gut be- 
funden hätte. 
Die Zollvereinsgesetzgebung hat in Betreff der Tarifirung 
allerdings noch manche schwierige Probleme zu lösen. Es ist 
aber fast undenkbar, dass, wenn 30 Millionen Menschen in circa 
30 Staaten unter einem und demselben Zolltarif vereinigt werden 
sollen, sämmtliche Tarifsätze allen einzelnen Ländern und Pro-
	        
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