Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

in Hinblick auf den Anschluss an den Zollverein. 381 
Von den Gegnern des September-Vertrages haben Manche 
die Vereinigung Hannovers mit dem inneren Deutschland unter 
specieller Beziehung auf die Entwicklung des Eisenbahnwesens 
für wünschenswerth an sich erklärt, aber nur unter der Voraus- 
setzung eines niedrigeren Zollsystemes. Bei Annahme des Zoll- 
vereinstarifes soll die Erweiterung des inneren Verkehrs gegen 
die (vermeintliche) Beschränkung des auswärtigen Verkehrs nicht 
in Betracht kommen, und der deutsche Markt ist mit -einem 
„einigermassen geräumigen Käfig“ verglichen worden: ein Aus- 
druck, welcher zeigt, wie wenig man die Vortheile eines freien 
grossen Binnenmarktes zu würdigen weiss. Dass der auswärtige 
Verkehr unter der Herrschaft des Zollvereinstarifes (trotz der 
Höhe der Sätze, um im Sinne der Gegner zu sprechen) nicht 
ab-, sondern erheblich zugenommen hat, soll später noch dar- 
geihan werden. 
In der ganzen Welt aber muss sich die Minorität nach der 
Majorität richten und es war der preussischen Regierung, wenn 
sie den Zollverein von 1854 an noch ferner zusammenhalten 
wollte, um so weniger möglich, bei dem September-Vertrage 
den niedrigen Steuervereinstarif an die Stelle des Zollvereinstarifes 
zu setzen, als letzterer im Grossen und Ganzen sowohl finanziell 
wie auch volkswirthschaftlich sich bewährt hatte und es schon 
eine nicht leichte Aufgabe war, den wiederholten Anträgen süd- 
deutscher Regierungen, Kammern, Gewerbevereinen u. s. w., So 
wie manchen Anforderungen aus den eigenen Binnenprovinzen 
auf starke Erhöhung verschiedener Zollsätze kräftigen Widerstand 
zu leisten. 
Der Steuerverein, isolirt dastehend, hatte ganz Recht, auf 
kleinerem Gebiete an sehr moderaten Zollsätzen festzuhalten. Man 
hat aber verkannt, dass die höheren Sätze des Zollvereins eine 
ganz andere Wirkung auf die Länder des Steuervereins haben 
haben. Ost- und Westpreussen laboriren bekanntlich an besonderen Leiden 
und schon Pommern hat, obgleich demselben Zollsysteme unterworfen, bessere 
materielle Zustände aufzuweisen. Demungeachtet hat man in Hannover ver- 
sucht, den Effect, den der Zollanschluss für das in einer ganz anderen 
volkswirthschaftlichen Lage sich befindende Königreich haben wird, nach 
den Zuständen von Ost- und Westpreussen zu bestimmen.
	        
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