Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

Der statistische Congress in Brüssel. 627 
Orten dieser Wunsch auch gehegt ward, er konnte nirgends lebhafter ge- 
fühlt werden als in jenem Kreise von Männern, die das günstige Terrain 
des jungen belgischen Staates, das sie selbst zum Theile mitgeschaffen, mit 
so ausgezeichneter Tüchtigkeit in statistischer Richtung bebaut haben, dass 
sie jetzt nach zwölf Jahren einer unausgesetzten Thätigkeit, unter der Füh- 
rung eines Mannes, der früher schon mit grossem Glück die wissenschaft- 
liche Statistik in eine neue Bahn geleitet, den unbestrittenen Mittelpunkt 
für die Fortschritte der praktischen Statistik in beiden Hemisphären bilden. 
Solcher Männer Art aber ist es nicht bei dem Wünschen stehen zu bleiben, 
wo gehandelt werden kann, — und so finden wir denn, dass aus der Mitte 
der statistischen Centralcommission zu Brüssel die Idee eines Congresses, 
um grössere Einheit in die Arbeiten der verschiedenen Länder zu bringen, 
zur Zeit der Weltindustrieausstellung in London von Quetelet und Visschers 
auf einen fruchtbaren Boden geworfen wird und alsbald zu keimen beginnt. 
Noch vor Ende des Jahres 1851 fehlte es nicht an der Zustimmung von 
Männern verschiedener Nationalität und schon auf 1852 erfolgte eine vor- 
läufige Einladung der Fachmänner nach Brüssel 1). Man liess sie später, 
politischer Hindernisse wegen, fallen, aber nur um sie im Mai 1853 desto 
ernstlicher zu erneuern, indem von der Centralcommission in diesem Monate, 
zugleich mit der Einladung zu dem auf die Mitte des Sept. gesetzten Con- 
gresse, das ausführliche Programm versandt ward, welches die Grundlage 
der Berathungen auf demselben gebildet, und dessen Ergebnisse, wie sie 
vorliegen, allein möglich gemacht hat. 
Sollte jedoch eine Versammlung von Statistikern den vorgesetzten Zweck 
wirklich erfüllen, so musste sie aus denjenigen Männern bestehen, welche 
die meiste, die zuverlässigste und regelmässigste statistische Auskunft zu 
geben im Stande sind, d. h. aus den Beamten der statistischen Bureaux. Au 
diese mochten sich mit Nutzen Männer der Wissenschaft und praktisch- 
statistischen Bestrebungen zugewandte Privatleute anschliessen; fehlten aber 
jene, so war mit diesen .allein sehr wenig zu erreichen. Die Centralcom- 
mission bedurfte daher der Hülfe der belgischen Regierung, um sich das 
Erscheinen der statistischen Beamten der fremden Staaten zu sichern und 
diese Hülfe ist ihr in vollstem Umfang, ja bis zu der Ausdehnung geworden, 
dass auch fremde Fachmänner ausserhalb der Büreaux, deren Theilnahme 
am Congresse die Commission wünschte, durch Vermittelung der Regierung 
auf officiellem Wege ihre Einladung erhielten. Personen, welche weder von 
der Regierung noch von der Commission speciell eingeladen waren, sollten 
hiedurch nicht ausgeschlossen sein; es war aber durch den Zweck des Con- 
gresses wie durch den dem Programme vorausgesendeten Entwurf der Ge- 
schäftsordnung, wonach die Versammlung eine nach gepflogener Berathung 
beschliessende werden sollte, mittelbar ausgesprochen, dass es sich hier nur 
1) Die Vorbereitungen sind näher geschildert von X. Heusohling in dem kurzen Be- 
richte über den Congress, welchen er im Ootoberheft des Journal des Economistes, Nr, 150, 
p- 70 verößentlicht hat.
	        
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