632 Der statistische Congress
Seite gleich sehr gelobt werden. Auch konnte die Maassregel nur
Anerkennung finden, dass nichts gelesen werden durfie ohne Beistimmung
des Büreaus, welche von Niemand als den Berichterstattern, denen sie still-
schweigend gegeben ward, in Anspruch genommen wurde. Endlich.hat in
den Generalversammlungen Keiner durch Unfähigkeit oder Taktlosigkeit
Fiasco gemacht. Dass Alles, was vorgekommen untadelhaft gewesen, ist
natürlich hiermit nicht gesagt, noch weniger, dass Alles Allen gefallen. Was
man aber auch im Einzelnen anders gewünscht haben mag und es hat auch
bei uns an solchen Wünschen nicht gefehlt, die allgemeine Haltung des
Congresses konnte, wie seine gewandte Leitung, nur einen günstigen Ein-
druck machen. Und alle Erwartungen übertraf die lebendige Theilnahme
der Minister nicht blos, sondern des Königes selbst, der, nachdem er mit dem
Herzog v. Brabant und dem Grafen v. Flandern der zweiten allgemeinen
Sitzung anzuwohnen gekommen war, zum Schlusse des Congresses noch fast
alle ausländischen und einen Theil der belgischen Mitglieder an seiner könig-
lichen Tafel um sich und seine Familie versammelte,
Am 19. September, Vormittags 11!/2 Uhr wurde die erste allgemeine
Sitzung im grossen Saale der königl. Akademie gehalten. Quedtelet nahm
den Stuhl des Präsidenten ein, neben ihm bildeten der Minister des Innern
Piercot — unter welchem die statistische Centralcommission steht — und
die Mitglieder eben dieser Commission: Partoes, Visschers, Ducpetiaux
und Heuschling, die beiden leztern als Secretäre, das provisorische Bureau 1).
Auf Villermes Antrag ward es von der Versammlung als definitives be-
stätigt, auf Quelelets Vorschlag alsdann der Minister des Innern zum Ehreu-
präsidenten ernannt, und endlich wählte die Versammlung unter dem Vortritt
Arrivabenes — ebenfalls durch Zuruf — 8 Vicepräsidenten aus den verschie-
denen Nationen, in den Personen von Farr, Villerme, Dieterici, Mittermaier,
Akkersdyck, Ramon de la Sagra, Csörnig und Bertini. Deutschland erschien
hiebei nicht als durch den Bundestag vertretene Einheit des deutschen
Bundes, sondern in die Trias Oestreich, Preussen, Deutschland gespalten,
und hat so einmal ausnahmsweise im Ausland von seinem Mangel an Ein-
heit Vortheil gezogen. Von einer andern Seite betrachtet, war es billig,
dass unser nach Zahl und Bedeutung der anwesenden Deutschen besonders
gut vertretenes Vaterland auch in den Ehrenstellungen entsprechend aner-
kannt ward, und ist diess denn wirklich in vollem Maasse geschehen.
Die Reden mit welchen die beiden Präsidenten die Versammlung er-
öffneten, bieten jede eine bemerkenswerthe Seite.
Mit so lebhafter Anerkennung sprach der Minister des Innern von der
administrativen Statistik, als einem integrirenden, nothwendigen Bestandtheile
des Staatsorganismus; so hoch stellte er dabei die Mitwirkung der Wissen-
schaft; so frei und weit hinaus richtete er den Blick auf den Nutzen, den
4) Diesen Männern hat bei den vorbereitenden Arbeiten für den Congress mit bestän-
diger Hülfe Hr. van Dyok vom statistischen Büreau zur Seite gestanden.