in Brüssel, 633
eine wohlorganisirte Statisik für das Wohl der Völker, wie der Regierungen,
für das Band der Staaten, wie für das einzelne Land haben müsse — dass
man dabei mit Wehmuth an die hohen Beamten anderer Staaten denken
musste, die eine solche Auffassung als eine unpraktische Phantasie der Theo-
reliker zu belächeln gewohnt sind, und es kaum über sich gewinnen
können, dem statistischen Büreau ein enges Plätzchen in irgend einem
Winkel des Staatsgebäudes einzuräumen und unangeltastet zu lassen.
Queitelet seinerseits wandte sich der besonderen Aufgabe des Congresses
zu, und wies ihm hiernach seinen Platz in der Geschichte der Wissenschaft
an. „Es ist bekannt, sagte er, dass das sicherste Mittel, die Wissenschaft
fortschreiten zu machen, die Vervollkommung ihrer Sprache und die An-
nahme gleicher Begriffe ist, welche eine grössere Anzahl von Ideen zusam-
menzufassen und mehr Thatsachen einander zu nähern gestatten, um ihre
Verhältnisse und Gesetze zu erfassen.“ Er hätte hier auf die Chemie hin-
weisen können; aber ein anderes Beispiel lag näher. „Vor wenigen
Tagen, fuhr er fort, war in Brüssel ein anderer Congress mit den nämlichen
Tendenzen, dem nämlichen Zweck, wie der unsrige, versammelt. Es han-
delte sich ebenfalls davon, die Beobachter der verschiedenen Länder in
wohlwollende Beziehungen zu bringen, ihnen gleichförmige Methoden vor-
zuschlagen, um ihre Arbeiten zu vereinfachen und deren Ergebnisse ver-
gleichbar zu machen, Man hatte dort das Studium der grossen Strömungen
der Atmosphäre und der Hauptmeere der Erde im Auge!); unser Ziel ist
weder weniger umfassend noch weniger erhaben; auch hier handelt es sich
darum, in einer andern Ordnung der Dinge, die Fluctuationen zu studiren,
welche die modernen Gesellschaften darbieten, ihre Strömungen und ihre
Klippen.“ Möchte es uns gelingen, — so schloss er, — mit Erfolg unsere
edie Sendung zu erfüllen, und soweit au uns ist, der Sache der Wissenschaft
und der Humanität zu dienen.
Den Rest dieser Eröffoungssitzung nahm die mehr oder minder kurze
Darstellung der Einrichtung und der Leistungen der officiellen Statistik in
den verschiedenen Staaten ein, welche vertreten waren. Der dem Programm
vorangestellte Entwurf der Geschäftsordnung hatte solche Mittheilungen
facultativ der ersten Sitzung zugewiesen; sie wirklich zu machen, waren
insbesondere die anwesenden Chefs der Büreaus nach ihrer Ankunft aufge-
fordert worden. Es konnte nicht anders sein, als dass diese mündlichen
und halb improvisirten Darstellungen nur einen allgemeinen, für die Be-
antwortung der Frage, inwiefern eine gleichmässige Verfahrungweise in
den statistischen Arbeiten der verschiedenen Länder eingeführt werden
4) Die Protocolle und Beschlüsse dieser Conferenz, welche von dem amerikanischen
Marinelieutenant M. F. Maury, Director des Observatoriums zu Washington angeregt
worden waren, sind in engl. u. französ. Sprache als MS. gedruckt unter dem Titel: Ma-
ritime conference held at Brussels for devising an uniform system of meteorological ob-
servations at sen. August & Sept. 1858. 125 5. nebst 4 Tab. 4°. Vgl. Journal des Econom.
Nr. 150. p. 4144.
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