Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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Am 16. Oktober rückte die Brigade v. d. Decken zwischen 
die Brigade v. Wrochem und die 8. Kavalleriedivision ein, 
zwischen Paß und Pawlowice. Die 38. Kavalleriebrigade 
wurde als Reserve bei Popolowa bereitgestellt, die 23. Ka- 
valleriebrigade sicherte von Pawlowice bis Ziegelei Pasi- 
konie, die 40. Kavalleriebrigade anschliessend bis Sochaczew. 
Die bleinen Orte sind nicht auf die Skizze gesetzt. Ihre 
Lage ist auch ohnedem erkennbar. Nur die 40. Kavallerie= 
brigade wurde an diesem Tage von schwachen Kräften 
angegriffen, die Utrataübergänge blieben in der Hand der 
Division, das Divisionsstabsquartier kam nach Teresin. 
Der Generalfeldmarschall v. Hindenburg hatte die Ab- 
sicht der Russen, seinen linken Flügel zu umwickeln, durch 
einen energischen Vorstoß auf Warschau von Süden her 
zunächst vereitelt. Aber sein rechter Flügel konnte sich bei 
Iwangorod gegen die stark überlegenen Russen nur mit 
Mühe halten, da die österreichisch-ungarische Offensive rechts 
der Weichsel schon am Sanwinkel vor der russischen Über- 
macht zum Stehen gekommen war. 
Auch gegen Hindenburgs Mitte und linken Flügel ent- 
wickelte der Feind allmählich aus den Festungen Nowo 
Georgiewok und Warschau heraus eine fast vierfache Über- 
legenheit. Hindenburg ließ die Russen erst gegen die starke 
Linie Nawa—Skiernewice anlaufen und trieb sie dort mit 
enormen Verlusten zurück. Inzwischen hatten aber die 
Nussen von Iwangorod aus auch die links der Weichsel her- 
beigceilten Österreicher zurückgedrängt und entwickelten in 
der Nichtung auf die Lysa Gora immer stärbere Kräfte. 
Dicht vor der Weichsel und den russisehen Festungen 
stehend und von vierfacher russischer Uberlegenheit im 
Weichselbogen umschlossen, löste Hindenburg rechtzeitig seine 
Kräfte vom Feinde los und führte sie bis Ende Oktober 
in die Linie Czenstochau—Sieradz zurück. Alle Bahnen, 
Straßen und Telegraphen wurden gründlich zerstört, das 
feindliche Nachdringen wurde empfindlich aufgehalten, die 
Loslösung vom Feinde völlig erreicht. 
Wir haben die 8. Kavalleriedivision am 16. Oktober an 
der Utrata verlassen. In der folgenden Nacht besetzte der 
Feind Orly vor der 40. Kavalleriebrigade, am Morgen des 
17. Oktober überschritt starke feindliche Kavallerie die Bzura 
bei Sochaczew in Richtung auf Jesiowka und nordwärts. 
Die 8. Kavalleriedivision hielt trog der Bedrohung ihrer 
linken Flanke bei Sochaczew aus und wehrte Frontangriffe 
bei Pawlowice ab. Mittags traf eine Eskadron österreichischer 
Schwarzenbergulanen bei ihr ein, dieser folgte bald die ganze 
7. österreichisch-ungarische Kavallerietruppendivision, deren 
Kommandant, Feldmarschalleutnant Corda, den Befehl über 
das nunmehr aus beiden Dioisionen gebildete Kavallerie= 
korps übernahm. 
Die österreichisch-ungarische Division ging am 18. Ok- 
tober beiderseits der Pisia bis Sochaczew vor und nahm 
den Ort, dabei unterstützt durch die 38. Kavalleriebrigade 
der 8. Kavalleriedivision. Mittags traf vom Armeeober= 
kommando die Weisung ein, alle Bagagen westwärts ab- 
zuschieben. Bereits am Nachmittag des 17. Obtober war 
starke russische Kavallerie nordwestlich von Sochaczew in 
Richtung auf Lowicz durchgebrochen. Sie zu zersprengen, 
brach am 19. Oktober die 7. österreichisch-ungarische Ka- 
vallerietruppendivision auf, während die 8. Kavalleriedivi- 
sion noch die alte Stellung halten sollte. Die 38. Ka- 
valleriebrigade besetzte den bisherigen österreichischen Ab- 
schnitt von Orly bis Sochaczew, die Brigade v. d. Decken, 
welche durch die 36. Infanteriedivision abgelöst wurde, rückte 
binter den Abschnitt der 8. Kavalleriedivision als Reserve. 
Heftiger Kampf entbrannte frühzeitig auf der ganzen Linie. 
Von Orly drangen die Russen wesiwärts vor, ebenso bei 
Sochaczew, das die Jäger der 8. Kavalleriedivision noch 
bielten. Auch die 23. Kavalleriebrigade bei Pawlowice hatte 
schweren Stand. Befehlsgemäß wurde dann im Laufe und 
im Schutze der nächsten Nacht der Utrataabschnitt geräumt. 
Am 2o. Oktober, 7 Uhr vormittags, stand die Division süd- 
lich des Pisiaabschnittes, ohne daß der Feind den schwierigen 
Abmarsch zu stören versucht hatte. Der mehrtägige Wider= 
stand der Division an der Utrata hatte große Anforde- 
rungen an Ausdauer, Wagemut und Disziplin gestellt. Die 
schwache Division hatte den 13 km breiten Abschnitt mit 
10 Geschützen gegenüber weit überlegener feindlicher Ar- 
tillerie gehalten, Jäger und abgesessene Reiter hatten im 
Schützengefecht Hervorragendes geleistet, die vorzüglich ge- 
führte Artillerie sie dabei wesentlich unterstützt. 
Die Landsturmtruppen der Brigade v. d. Decken waren 
bereits am 19. Oktober bis Schimanow zurückgenommen 
worden. Die österreichisch-ungarische 7. Kavallerietruppen- 
division blieb bei Lowicz, die 8. Kavalleriedivision ging 
befehlsgemäß am 2o. Oktober bis südwestlich der Sucha 
zurück. Ihre Patrouillen blieben am Feind, der sehr vor- 
sichtig nachfühlte und nur mit Kavallerie den Utrataabschnitt 
an diesem Tage überschritt. Alle wichtigen Ubergänge waren 
von den Pionieren der 38. Kavalleriedivision rechtzeitig 
gesprengt worden. Die Division erreichte am Abend 
Wola. 
Am 22. Oktober verblieb die Armee in der tags zuvor 
erreichten Linie. Das Kavalleriekorps sollte die feindliche 
Kavallerie aus dem Felde schlagen und vereinigte sich hierzu 
nördlich von Lowicz. Aber der Feind wich aus. Lowicz 
blieb auch noch am folgenden Tage im Besitz der Ver- 
bündeten. 
Am 24. Oktober sollte das Kavalleriekorps Lowicz noch 
solange als möglich halten. Das führte zu hartnäckigen 
Kämpfen bei Lowicz. Dorthin wurde zunächst die Land- 
wehrbrigade durch überwältigendes russisches Artilleriefeuer 
zurückgedrückt. Die dortige Brücke wurde rechtzeitig durch 
die Pioniere der Division gesprengt und die Diovision 
ging nach harter Tagesarbeit an der Straße Glowno — 
Strykow zur RNuhe über. Der Auftrag war glänzend 
erfüllt, die Armeeflanke gesichert, der linke Flügel der Armee 
hatte sein neues Marschziel unangefochten erreicht, der Besitz 
von Lowicz nunmehr Zweck und Wert verloren. Nach drei 
Wochen konnte wenigstens einem Teil der Division die 
Bagage am Abend zugänglich gemacht werden. 
Am 2s. Oktober ging die Division auf Strykow und 
am 26. Oktober bis Ozorkow zurück, am 27. Oktober 
blieb die Division in ihren Tagesquartieren, um den Huf- 
beschlag zu erneuern, die Waffen instandzusetzen und ab- 
zuschieben, was an Pferden und Material nicht mehr 
genügte. Je ein Regiment beider Brigaden wurde auf 
drei Eskadrons gebracht, ein Rittmeister von jeder säch- 
sischen Brigade ging nach Sachsen zurück, um baldmög- 
lichst mit einer frischzusammengestellten Eskadron zurück- 
zukehren. 
Der Feind folgte ganz vorsichtig weiter. Die eigne Armee 
ging in kleinen Märschen weiter in die Linie Nowo Ra- 
domsk—MWielun zurück, mit dem linken Flügelkorps (XI.Ar- 
meekorps) über Lodz—LaskS—Wielun. Die ihm zugeteilte 
Landsturmbrigade war am Ende ihrer Leistungsfähigkeit. 
Auch der Zustand der Pferde verbot jede außergewöhnliche 
Tätigkeit. Fast ohne Verpflegung und ohne Futter, mußte 
sich die Division darauf beschränken, dem Feinde allzu 
rasches Nachdrängen zu wehren. Am 3o0. Oktober erreichte 
das XI. Armeekorps Lask und Szadek, das Kavallerie- 
korps mit der 8. Kavalleriedivision das linke Ufer des Ner. 
Am 31. Oktober ging es bis hinter die Warta in der all- 
gemeinen Richtung auf Kalisch zurück. Der Feind folgte 
bis Uniejow mit Infanterie und Artillerie, mit schwacher 
Kavallerie bis Turek. Das Kavalleriekorp#s verhinderte wäh- 
rend der nun folgenden Tage den Vorstoß feindlicher Ka- 
valleriemassen auf Kalisch und gegen die rückwärtigen Ver- 
bindungen des XI. Armeekorps. Dieses Korps war durch
	        
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