Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

Dann folgte südwärts die Artillerie des XIX. Armee- 
korps, zunächst die 24. Feldartilleriebrigade unter Oberst 
Baeßler auf den Höhen bei Dréhance. Dort standen das 
Feldartillerieregiment 78 unter Oberst Garke und zwei Bat- 
terien des Feldartillerieregiments 77. Der Rest des Feld- 
artillerieregiments 77 unter Oberstleutnant Bolze und das 
II. Bataillon Fußartillerieregiments 19 unter Major Klein- 
schmidt fanden mangels lohnender Ziele zunächst noch keine 
Verwendung. 
Die Artilleriegruppe am weitesten links bildete die 
40. Feldartilleriebrigade unter Generalmajor Devrient auf 
den Höhen bei Falmignoul. Nördlich des Dorfes stand das 
Feldartillerieregiment 68 unter Oberstleutnant Nieper. Vom 
Feldartillerieregiment 32 unter Oberstleutnant Vollert stand 
die II. Abteilung auf der Höhe 2 km südwestlich des Dorfes 
Falmignoul, während die I. Abteilung bei Blaimont zum 
Angriff auf Hastiere bereits am Abend vorher bereitgestellt 
worden war. 
Die Batterien beschossen, soweit es der Nebel gestattete, 
die an den Tagen vorher erkundeten feindlichen Stellungen 
und belegten die 
35 
Fumay über die Maas vorzustoßen und dem Gegner den 
Abmarsch nach Südwest oder West zu verlegen. 
Zu dieser Zeit stand die Infanterie beider Armeekorps 
bereits seit Stunden im Kampfe an den Ubergangsstellen 
im Maastal. Trotzdem gelang es dem General der Ka- 
vallerie von Laffert, dem Kommandierenden General des 
XIX. Armeekorps, aus den bisher noch nicht eingesetzten 
Teilen des Korps eine Dioision in Stärke von zehn Ba- 
taillonen, drei Eskadrons und neun Batterien unter dem 
Generalleutnant Götz von Olenhusen unverzüglich in Marsch 
zu setzen. 
10,25 Uhr vormittags traf beim Oberkommando der 
dritten Armee eine Fliegermeldung ein, wonach die Straßen 
rückwärts von Onhaye in westlicher und südwestlicher Rich- 
tung überall mit ungeordneten Kolonnen im Rückmarsch 
bedeckt waren. 
Dieses Ergebnis der Luftaufklärung ließ beim Ober- 
kommando der dritten Armee keinen Zweifel darüber auf- 
kommen, daß der südlich der Sambre stehende Feind seinen 
Abzug begonnen hatte und daß daher mit großer Wahr- 
scheinlichkeit darauf 
  
rückwärtigen Verbin- 
dungen des Gegners 
mit Streufeuer. Der 
Gegner nahm erst 
später, an einzelnen 
Punkten etwa von 
7 Uhr morgens ab 
das Feuer auf. 
  
Das erste Vor- 
gehen der Infan- 
terie 
Inzwischen drang 
auf der ganzen Front 
die Infanterie ent 
schlossen gegen die 
Maas vor. Von 
sämtlichen Vortrup- 
pen, welche rasch 
auf der ganzen 
Maasfront von Houx bis Hastiere in das Flußtal hinab- 
gestiegen waren, traf beim Oberkommando bis 8,30 Uhr 
vormittags die übereinstimmende Meldung ein, daß der 
Feind noch mit starken Kräften das linke Maasufer be- 
setzt halte. — 
Das Oberkommando der 3. Armee am Morgen 
des 23. August 
8,35 Uhr vormittags lief ein an die dritte Armee ge- 
richteter Funkspruch der Obersien Heeresleitung ein, lautend: 
„4. Armee steht im Kampfe in Linie Graide—Neuf Cha- 
teau—Tintigny. Durch linken Flügel der 2. Armee wird 
heute die Maaslinie zwischen Namur und Givet geöffnet 
werden. Es wird sich empfehlen, die verfügbaren Teile der 
3. Armee südlich Givet über die Maas zu führen, um dem 
gegenüberstehenden Feinde den Rückzug zu verlegen.“ 
Diese Weisung löste große Freude im Oberkommando 
der dritten Armee aus, stand sie doch vollkommen im Ein- 
klange mit dem Willen des Oberbefehlohabers der dritten 
Armee, der bereits am 22. August 11, 30 Uhr abends in 
dem an das XIX. Armeekorps gerichteten Armeebefehle 
Ausdruck gefunden hatte. 
Der Oberbefehlshaber der dritten Armee begab sich so- 
fort zum XIX. Armeekorps und erteilte 9,50 Uhr vormit- 
tago dort den Befehl, sofort mit allen verfügbaren Kräf- 
ten des XIX. Armeekorps in der allgemeinen Nichtung auf 
Dinant vor dem Krieg 
gerechnet werden 
durfte, den Wider= 
stand an der Maas 
ober= und unterhalb 
von Dinant nur noch 
auf absehbare Zeit 
aufrecht erhalten zu 
sehen. So führte 
denn diese Auffas- 
sung ohne weiteres 
zu dem GEntschlusse 
des Oberbefehlsha- 
bers der dritten 
Armece, den geplan- 
ten Vorstoß südlich 
von Givet über die 
Maas nicht nur mit 
allen verfügbaren 
Kräften des XIX. 
Armeekorps, Kondern 
gleich mit dem gan- 
zen XIX. Armeekorps zu unternehmen, lag doch in dieser 
Operation der Keim zu einem großen Erfolge, nämlich: 
entweder zur Trennung der der 1., 2., und 3. Armee 
gegenüberstehenden französischen Kräfte von der Heeres- 
gruppe, die mit der 4. Armee bei Graide—Neuf Chä= 
teau—Tintigny focht, 
oder, in weiterer Auswirkung, zur Einkreisung des zuerst 
genannten feindlichen Heeresteiles. 
Währenddessen aber dauerte am Morgen des 23. August 
der feindliche Widerstand am linken Maasufer in der gan- 
zen Breite der Angriffsfront zunächst noch unverkürzt an. 
Trotzdem teilte das Oberkommando der dritten Armee 
in der sicheren Voraussicht, daß der Flußübergang in ab- 
sehbarer Jeit würde erzwungen werden, der Obersten Heeres- 
leitung und den Nachbararmeen 10,30 Uhr vormittags 
mit, daß die dritte Armee zu links überholender Verfolgung 
antreten werde, mit dem rechten Armeeflügel von Hour 
aus in Nichtung auf Corennes — also rechtwinklig zur 
Stoßrichtung des linken Flügels der zweiten Armee — und 
mit dem linken Armeeflügel südlich um Givet herum über 
Fumay in Richtung auf Rocroi. 
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
Der weitere Verlauf des Kampfes 
Der weitere Verlauf des Tages gestaltete sich aber an- 
ders, als die allgemeine Lage und der fortschreitende Kampf 
auf der eigenen Armeefront am Morgen erwarten ließen. 
3#
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.